Anne Herzel: Verlorene Städte - Lichter unter London 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 19. April 2025 07:55

Anne Herzel
Verlorene Städte
Lichter unter London 1
Cross Cult, 2025, Paperback, 320 Seiten, 18,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Mit „Verlorene Städte“, dem ersten Band der Dilogie um die „Lichter unter London“, präsentiert Cross Cult wieder einmal einen Originalroman aus deutschen Landen. Anne Herzel entführt mit ihrer Urban-Fantasy-Geschichte in eine Welt, die an die guten alten Zeiten anknüpft, in denen Autoren frei nach Edgar Rice Burroughs oder Jules Verne noch fröhlich mit dem Hohlwelt-Konzept spielten, um ihre Helden Abenteuer in einer archaischen Welt erleben zu lassen, ohne dabei die Erde verlassen zu müssen.
Nur Wenige wissen von dem „Höllenschlund“, einem Tunnelsystem noch unter dem der Londoner U-Bahn, das tausende Meter in die Tiefe reicht und von dem man sagt, dass dort viele wunderbare Schätze auf den Mutigen warten. Auch Maeve O‘Sullivan will eine „Mudlark“ werden, eine unerschrockene Tiefenschürferin.
Allerdings verirrt sie sich schneller als gedacht und verliert fast ihr Leben durch eines der Monster, das dort unten in den Höhlen lauert. Blaise rettet ihr das Leben und führt sie nun genauer in die Welt dort unten ein, die ganz anders ist, als erwartet und deren Existenz durch Mudlarks wie sie bedroht wird. Für welche Seite wird sich Maeve entscheiden?
Auf den ersten Blick könnte man vermuten, dass Anne Herzel sich ganz der Romantasy verschreibt, aber weit gefehlt. Zwar bilden Maeve und Blaise bald ein Team und lernen sich besser kennen, aber im Mittelpunkt stehen die Abenteuer in einer sehr fremden und gefährlichen Welt mit seltsamen Lebensformen und Gefahren, die es in sich haben - aber auch mit Geheimnissen, die es zu ergründen gilt. Und man merkt recht schnell, dass es wieder einmal die Bewohner der Oberwelt sind, die mit ihrer Neugier und dem Verlangen nach den Schätzen aus dem Inneren der Erde alles zerstören, was sich die eigentlichen Bewohner mit der Zeit aufgebaut haben. Denn dort unten hat sich eine Zivilisation entwickelt, die gelernt hat, mit den Pflanzen, Tieren und Monstern zu interagieren, die es geschafft haben, sich den harten Lebensbedingungen anzupassen, aber Diesem auch Gutes abzugewinnen.
Maeve ist natürlich die Mittlerin, die zusammen mit den Lesern tiefer in diese interessant aufgebaute Welt eintaucht und diese genauer kennenlernen darf. Dass ihr dabei Blaise als ihr Mentor näherkommen darf, ist mehr als normal, wird aber nicht in den Vordergrund gerückt. Tatsächlich lernt man mehr von seinem Umfeld kennen, der Gesellschaft, die vielleicht auch nicht perfekt ist, aber in manchen Dingen schon weiterentwickelt als die der Menschen von der Oberwelt. Und nicht zuletzt gibt es auch ein Geheimnis, das die Helden vorantreibt und natürlich in diesem Band nicht vollends enthüllt wird, sondern gerade genug verrät, um auch neugierig auf die Fortsetzung zu machen.
Die Autorin findet genau das Mittelmaß zwischen Beschreibung und Action, kleidet die Handlung in einen lebendigen Stil und vermittelt so auch komplexere Inhalte mit Leichtigkeit.
„Verlorene Städte“ ist nicht nur der Auftakt von „Lichter unter London“, sondern bietet auch für Genre-Fans eine moderne Ausprägung dessen, was man früher gerne als „Hohlwelt“-Roman bezeichnete und in eine magisch-archaische Welt in die Tiefen der Erde entführt, die viele interessante Geheimnisse bietet und zudem ausgesprochen spannend beschrieben wird.