Thomas Herzberg: Nasses Grab - Zwischen Mord und Ostsee 1 (Buch)

Thomas Herzberg
Nasses Grab
Zwischen Mord und Ostsee 1
FeuerWerke, 2021, Paperback, 278 Seiten, 11,90 EUR

Rezension von Elmar Huber

Gerade auf ihrer neuen Dienstelle in Flensburg angekommen, muss Hauptkommissarin Ina Drews feststellen, dass ihr neuer Partner ausgerechnet ihr Ex-Schwager Jörn Appel ist. So gut es geht versuchen beide, ihr Missfallen hinter sich zu lassen und ein professionelles Verhalten an den Tag zu legen, denn der erste Fall liegt bereits auf ihren Schreibtischen.

Am Strand von Holnis wurde eine verstümmelte Männerleiche gefunden. Schnell wird der Tote als Peter Nissen identifiziert, der tagsüber auf dem Fischkutter „Lütje Deern“ gearbeitet und sich in seiner Freizeit um seine hinfällige Mutter gekümmert hat. Auf den zweiten Blick wird deutlich, dass der Fischer über seine Verhältnisse gelebt hat. Betreibt die Besatzung der „Lütje Deern“ auf ihren Fahrten zwischen Dänemark und Deutschland ein Nebengewerbe, das Nissen nun das Leben gekostet hat?

 

Nachdem Vielschreiber Thomas Herzberg mit der „Hannah Lambert“-Reihe bereits Friesland - genauer gesagt: Sylt - zum Schauplatz einiger Krimis gemacht hat, sind die Romane um das Ermittlerduo Ina Drews und Jörn Appel an der Ostsee angesiedelt. Küsten-Krimi ist nach wie vor eine sichere Bank, in den Händen eines souveränen Autors wie Herzberg ist kurzweilige Unterhaltung fast schon garantiert.

Wichtiger als der Fall ist zunächst aber die Tatsache, dass die beiden Ermittler, die hier ein Team bilden sollen, eine wenig ruhmreiche Vorgeschichte haben. Dessen ungeachtet wuppen beide ihren gemeinsamen Dienst erstaunlich gut, und auch die gegenseitige Abneigung relativiert sich im Lauf der Handlung, da in privaten Momenten nach und nach einige Tatsachen bekannt werden, die Manches in ein neues Licht rücken. So wird der Umgangston immer humorvoller, und die insgesamt realistische Charakter-Entwicklung zieht den Leser schnell auf die Seite der Hauptfiguren. Sehr angenehm auch, dass sich bei dieser Konstellation romantische Funken verbieten.

Wenig zu lachen gibt es bei dem zu lösenden Todesfall, dessen Hintergründe sich als immer tragischer erweisen. Zunächst liegt der Verdacht nahe, dass es um „einfachen“ Schmuggel geht, doch je tiefer Ina und Jörn graben, desto mehr deutet in Richtung Menschenschmuggel. Parallel macht der Autor einen Handlungsstrang auf, der das Schicksal der Flüchtlinge schildert, die nun regelrechte Ware sind. Damit erhält der Roman noch eine unerwartet dramatische Komponente, die eine spürbare Dringlichkeit in die Ermittlungen bringt.

Gelungener Reihen-Auftakt! Thomas Herzberg schafft es, alle Bestandteile des Romans in einen gut abgestimmten Einklang zu bringen. Man könnte sich „Nasses Grab“ auch sehr gut als „Tatort“ vorstellen.