Frank Duwald: Die grünen Frauen (Buch)

Frank Duwald
Die grünen Frauen
Titelbild und Innenillustrationen: Alexandra Friewald
2025, Hardcover, 302 Seiten, 45,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Was hat vorliegende Kollektion doch schon für eine Odyssee hinter sich. Ursprünglich war geplant, diese in einem kleinen, engagierten Verlag in einer handwerklich herausragenden Liebhaber-Ausgabe in geringer Auflage zu veröffentlichen. Aus persönlichen Gründen wurde diese Edition dann leider nicht publiziert - Frank Duwald fand kurzfristig im Apex Verlag eine andere Veröffentlichungsmöglichkeit.

Allerdings stellte ihn das fertige Buch, bei allem berechtigten Stolz darauf, nicht gänzlich zufrieden. Alexandra Friewald hatte nicht nur zu jeder der enthaltenen Erzählungen ein farbiges Aquarell geschaffen, auch das Titelbild sollte eigentlich von ihr sein. Letztlich kam es anders, der Verfasser war bei allem Glück, überhaupt eine Publikationsmöglichkeit gefunden zu haben, mit dem Buch nicht gänzlich zufrieden.

Daher nun, fünf Jahre nach der Apex-Ausgabe, ein erweiterter Relaunch. Mit drei weiteren Geschichten mit rund 20.000 Wörtern bietet sich dem Leser letztlich fast doppelt so viel Text, wie in der ersten Edition. Natürlich ziert vorliegend das Aquarell der grünen Frau nebst Raben das Cover. Nicht zu vergessen, jeder Beitrag wurde von der Künstlerin mit einer kongenialen farbigen Illustration veredelt.

Dem Interessenten bietet der Verlag zwei Ausgaben an: die preisgünstigere Paperback-Edition sowie eine handwerklich hochwertige Hardcover-Ausgabe.


Worum geht es in den neun Beiträgen, die von einer Einführung sowie einem Nachwort umrahmt werden?

Wir kennen Frank Duwald als kenntnisreichen Beobachter und Rezensent moderner Literatur vornehmlich der phantastischen Art. Nun könnte man unterstellen, dass uns der Autor vorliegend seine Versuche präsentieren würde, dem Übernatürlichen, dem Dunklen, dem Unheimlichen neue Facetten abzugewinnen. Doch so einfach macht er es uns, wie auch sich selbst, nicht. Das Übernatürliche schwingt, wenn überhaupt, eher im Hintergrund mit, drängt sich nie in den Fokus.

Die Erzählungen widmen sich dem Schicksal von Menschen. Es geht Duwald darum, uns Figuren zu zeigen, die an einem Punkt in ihrem Leben angekommen sind, an dem sie nicht wie bislang weitermachen, oder ihr Leben so fortsetzen können. Oft ist es ein dramatisches Ereignis, das auf ihrer Seele seine Spuren hinterlassen hat, ein Schock, der sie aus ihrem alltäglichen Trott wirft, der sie dazu zwingt, ihr Dasein, ihren Lebensplan zu überdenken und anzupassen.

Dass dies mit emotionalen Verwerfungen einhergeht, dass uns hier Personen begegnen, die leiden, die verzweifeln, die Zuversicht suchen und manches Mal finden, macht die Lektüre interessant und zu einer bereichernden Erfahrung.

Duwald gewährt uns hier Einblicke in seine Seele nicht nur als Autor der Geschichten, sondern auch als Mensch, der versucht, die ihm widerfahrenden Verletzungen über die Erzählungen zu verarbeiten.

Insoweit sind dies sehr persönliche, intime Einblicke in ein Leben, das, wie bei uns allen, nie so verläuft, wie wir arme Toren uns dies vorstellen und wünschen. Stattdessen stellt es uns immer von Neuem vor Aufgaben, konfrontiert uns mit Verlusten und zwingt uns zu Entscheidungen, die uns nicht behagen, denen wir gerne aus dem Weg gehen würden - doch genau dies gehört zum Leben.