Lauren Roberts: Die Flucht - Powerless 2 (Buch)

Lauren Roberts
Die Flucht
Powerless 2
(Reckless, 2024)
Übersetzung: Vanessa Lamatsch
Penhaligon, 2024, Paperback, 464 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Mit dem Auftakt ihrer „Powerless“-Trilogie gewann Lauren Roberts auf Anhieb - und vermutlich auch durch Selbstvermarktung auf Tik-Tok - viele begeisterte Leser und Follower. Aber die Geschichte von Paedyn und Kai endete in Band 1 mit einem Cliffhanger, so dass die Fortsetzung nicht lange auf sich warten ließ. Auch in Deutschland ist inzwischen „Die Flucht“ erschienen.

 

Der König ist tot, ermordet durch die talentlose Paedyn Gray, die sich die Teilnahme an den Säuberungsspielen erkämpfte. Dadurch wurde sie zwar zu einer Ikone der Rebellion, aber sie machte damit auch Kai, den jüngeren Prinzen, zu ihrem erbitterten Feind. Der setzt sich nun auf ihre Spur, um sie gefangenzunehmen, damit sie gerichtet werden kann.

Inzwischen hält sich Paedyn aber in einer Hochburg der Rebellen auf. In der Stadt Dor kommt es zu einer Entscheidung, die durch das Fehlen der Magie erschwert wird. Und nicht zuletzt zu einer Nähe, die beide noch einmal über ihre Beziehung zueinander nachdenken und in ihren Ansichten straucheln lässt.


Man erkennt auch hier wieder die Vorbilder, an denen sich die Autorin orientiert. Noch immer spielen die „Hungerspiele“ ein wenig hinein, aber auch Klassiker wie „Flucht in Ketten“. Denn die Beiden, die durch den Verrat und Mord wieder zu Feinden geworden sind - aber dennoch ihre Gefühle füreinander nicht leugnen können -, sind gezwungen sich gegen eine Welt zu stellen, die ihnen nur Übles will. Auch die Rebellion kann keine Gallionsfigur brauchen, die nicht das tut, was sie soll.

Und so sorgen die Ereignisse dafür, dass sie endlich Gelegenheit haben, sich durch die erzwungene Nähe besser kennen zu lernen und dabei Geheimnisse aufzudecken, die ihrer beider Familien betreffen.

Um die Spannung aufrechtzuerhalten, darf das Ganze wieder einmal mit einem Cliffhanger enden, denn auch Kais Bruder Kitt, der nun regiert, hat noch ein Wörtchen mitzureden.

Die Figuren entwickeln sich auf einem nur allzu bekannten Pfad weiter. Denn auch wenn nun das Blut des Königs zwischen ihnen steht, so scheint doch die Liebe stärker zu sein und beide aneinander zu binden, zumal nun auch dafür gesorgt wird, dass das Opfer noch mehr in die Täterrolle gerückt wird.

Recht blass kommt dagegen eher Kitt daher, der als relativ schwacher neuer Gegenspieler aufgebaut wird und am Ende eine Entscheidung trifft, die natürlich noch einmal Alles durcheinander wirbeln darf.

Wieder bleiben das Setting und der Weltenbau ziemlich blass, auch wenn sich die Helden nun zwischen zwei Städten bewegen und so auch etwas von der Außenwelt sichtbar wird. Ebenfalls uninteressant scheinen auch die gesellschaftlichen Konflikte zu sein, so lange sie nicht direkt mit den beiden Hauptfiguren zu tun haben.

Alles in allem ist der Roman durchaus flott und unterhaltsam geschrieben, bietet etwas mehr Abwechslung als der erste Band, in dem es nur um die Spiele und Hof-Intrigen ging, dürfte aber auch immer noch uninteressant für Fantasy-Fans sein, da die Handlung sich mehr oder weniger nur auf die Beziehung konzentriert und alles andere außer Acht lässt. Und selbst wenn man schon einiges an Romantasy gelesen hat, so wird man zweifellos die eine oder andere Wendung vorhersehen können.

„Die Flucht“ setzt die „Powerless“-Trilogie solide fort und bleibt ihrer Maxime treu, in erster Linie eine romantische Geschichte zu sein, in der die durch die Ereignisse des ersten Teils zerbrochenen Bande durch unfreiwillige Nähe wieder gekittet wird. Aber Hintergrund, Setting und Motivation vieler Personen bleiben weiterhin schwammig, es sei denn diese Elemente umkreisen die Beziehung der Hauptfiguren.