Hairball (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 21. Februar 2025 13:23

Hairball
(Hairball, 2023)
Text: Matt Kindt
Zeichnungen: Tyler Jenkins
Übersetzung: Denis Martynov
Cross Cult, 2025, Paperback, 152 Seiten, 8,99 EUR
Rezension von Christel Scheja
Der Verlag beschreibt „Hairball“ als eine Art Albtraum, in dem Elemente aus Hayao Miyazakis und Junji Itos Werken miteinander vermischt werden, beide sehr unterschiedliche Mangaka. Und tatsächlich kommt der amerikanische Comic auch mit entsprechenden Elementen daher, durch die man einen entsprechenden Vergleich ziehen kann.
Ein junges Mädchen, still und zurückhaltend, betrachtet ihre Katze Bestie als beste Freundin in einer Welt, in der sonst alles schief zu laufen scheint, weil sich ihre Eltern immer mehr streiten und auch die Familie in Schwierigkeiten bringen, bis es zur Eskalation kommt.
Schon in diesem Stadium beginnt sie zu vermuten, dass die Katze schuld an allem ist und versucht sie mehrfach - auch auf grausame Weise - loszuwerden. Doch erst viele Jahre später erkennt sie den wahren Wert von Bestie.
Tatsächlich hat die Geschichte durch ihre dunklen Farben sehr viel von einem Horror-Comic im Stil von Junji Ito, schleicht sich bei diesem das Grauen doch immer sehr gerne erst langsam und dann mit voller Wucht in den Lebensalltag der betroffenen Person und ihres Umfelds ein. Aus diesem Grund sind die Darstellungen auch nicht ohne, sie zeigen sehr deutlich, zu welch drastischen Methoden die Heldin greifen muss, um das Monster, das vermeintlich alles zerstört hat, wirklich loszuwerden.
Aber wie so oft kommt nach und nach die Erkenntnis, dass die Katze vielleicht doch mehr ist, als vermutet und ihre Aktionen eigentlich sehr gezielt waren, aus Gründen, die ein Kind noch nicht verstehen kann und erst durch eine sympathische Tante zu erahnen beginnt. Und so beginnt die Suche nach der Wahrheit - mit überraschenden Wendungen, die weit in die Vergangenheit zurückreichen und damit auch mystische Wurzeln ansprechen, die Miyzaki ja so gerne in seine Werke einbaut.
Natürlich bleibt offen, was die Katze nun wirklich ist - immerhin werden die sprichwörtlichen neun Leben ordentlich ausgenutzt. Der Leser kann sich jedenfalls auf eine spannende und gruselige Tour de Force freuen, in der sich auch viele alltägliche Wahrheiten wiederfinden. Und nicht zuletzt auch zum Nachdenken anregen.
Der Zeichenstil ist vielleicht nicht so glatt und lieblich, wie es sich mancher Betrachter wünschen würde, passt sich aber auch den einzelnen Szenen an. Farben werden gezielt eingesetzt, um die Atmosphäre zu verstärken.
„Hairball“ spielt mit dem Grauen und ist zeitweise wirklich Horror, entfaltet aber nach und nach einen sehr mystischen Zauber, der peu à peu die Wahrnehmung der Heldin ändert. Zudem wird sie auch den typischen Charakter-Eigenschaften der felligen Begleiter gerecht, die schon immer sehr unergründlich waren, und manche Ziele auf eine für Menschen moralisch fragwürdige Weise erreichten. Das mag nicht jedem Leser gefallen, dürfte aber die Fans ansprechen, die es gerne ein wenig hintergründiger mögen.