Hauke Herffs: Letzter Vorhang für den großen Stefanozzi (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 18. Januar 2025 15:40
Hauke Herffs
Letzter Vorhang für den großen Stefanozzi
Between Pages by Piper, 2024, Taschenbuch, 336 Seiten, 17,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Hauke Herffs war Journalist bei verschiedenen Magazinen und arbeitet heute bei der „Bild“ in Berlin als Stellvertretender Ressortleiter im Bereich Show/Unterhaltung. Deshalb wirken die Schilderungen in seinem Kriminalroman „Letzter Vorhang für den großen Stefanozzi“ auch irgendwie authentisch.
Jens „Hoffi“ von Hoffmann ist als Boulevard-Reporter auf dem absteigenden Ast, ähnlich wie der abgehalfterte „Kleine Stefanozzi“, der seine besten Zeiten auch schon lange hinter sich hat. Doch gemeinsam wollen die beiden noch einmal ein letztes großes Ding drehen, Schlagzeilen erzeugen und Ruhm in einer TV-Show erlangen.
Doch es kommt anders als gedacht. Nicht nur, dass andere Kollegen Hoffi dazwischenfunken, auch scheint jemand hinter dem Schlagerstar her zu sein und sein Comeback verhindern wollen. Schon bald gibt es eine Leiche und Hoffi muss das Rätsel lösen, verfolgt von der Polizei, seinen Kollegen und einer fiesen Gang.
Ernsthaftigkeit und Seriosität sind in diesem Krimi ein Fremdwort, aber das macht auch den besonderen Reiz der Geschichte aus. Denn auch wenn es sich um Intrigen, Gaunereien und eine Leiche dreht, so steht doch immer der Humor im Vordergrund.
Schon die Charaktere an sich sind Originale und Archetypen in einem. Angefangen mit dem Boulevard-Reporter, der zu lange dem Lotterleben gefrönt hat und irgendwie auf dem Abstellgleis gelandet ist, auch wenn er anfangs die besten Voraussetzungen hatte, über den abgehalfterten Schlagerstar, der immer noch davon träumt ein Comeback zu feiern (auch wenn seine Zeit schon lange vorüber ist) bis zu den anderen schrägen Typen aus dem Umfeld der beiden.
Die Sprache ist derb, ebenso wie der Umgang der Figuren miteinander; immerhin bewegt man sich im halbseidenen Milieu, irgendwo nahe der Legalität - und Wahrheit ist nicht unbedingt das, was der Öffentlichkeit erzählt werden muss.
Das Ganze hat viel von einer Persiflage, einer frechen Abrechnung mit dem klassischen, aber auch modernen Boulevard-Journalismus und seinen Beteiligten auf beiden Seiten. Da der Autor vom Fach ist, wirken die Beschreibungen glaubwürdig, ohne dass er viel erklären muss, so dass mehr Zeit für die abgedrehte Geschichte bleibt, die ebenfalls klassische Elemente des Thrillers auf den Kopf stellt.
Man wird als Leser gut unterhalten, kommt aus dem Schmunzeln gar nicht mehr hinaus und bleibt gerne dabei, da immer wieder schräge Wendungen für Abwechslung und Spannung sorgen. Auch die Figuren, überwiegend sympathische Verlierer, wachsen einem ans Herz, so dass man am Ende das in sich geschlossene Buch zufrieden beiseitelegen kann.
„Letzter Vorhang für den großen Stefanozzi“ ist eine amüsante und schräge Abrechnung mit dem Boulevard-Journalismus und dem Showbusiness, verpackt in einen kurzweiligen Krimi, der von seinen skurrilen Wendungen lebt.