Die Schlacht der Berge und Meere 1: Die Rebellen (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 18. Januar 2025 14:22

Wu Qingsong
Die Schlacht der Berge und Meere 1
Die Rebellen
Übersetzung: Marc Herrmann
Cross Cult, 2025, Paperback, 188 Seiten, 25,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Der chinesische Künstler Wu Qingsong wurde 1981 geboren und arbeitet heute als Cartoonist und Illustrator. „Die Schlacht der Berge und Meere“ bietet mit „Die Rebellen“ nicht nur den Auftakt der Saga, sondern auch einen spannenden Einblick in die chinesische Comic-Kunst, die Moderne und Mythen miteinander zu verbinden weiß.
Seit die scharlachroten Nebel vor dreihundert Jahren aus dem Nichts auftauchten, hat sich die Welt stark verändert. Viele Menschen sind gestorben, die Überlebenden haben sich auf die Berge zurückgezogen, um dort die Reste ihrer Zivilisation zu bewahren. Aus den Trümmern sind drei recht unterschiedliche Reiche entstanden.
Sie alle aber kämpfen um die Vorherrschaft, wenn auch mit sehr unterschiedlichen Mitteln. Denn während die einen versuchen ein Bündnis durch Heirat zu schließen, dringen die anderen mit Waffengewalt, Hinterlist und Verrat vor. Und wie so oft scheinen die Nebel genau zu wissen, wo sie auftauchen müssen, um das Chaos perfekt zu machen.
Der Künstler entführt in eine Welt, in der es nur wenige idyllische Orte und Momente zu geben scheint, da die Nebel immer noch präsent sind und natürlich in der Lage, alles menschliche und tierische Leben auszulöschen. Dennoch haben die Menschen immer noch nicht aus ihren Fehlern gelernt. Denn anstatt zusammenzuhalten, dreht sich in dieser, in feudale Strukturen zurückgefallenen Gesellschaft immer noch alles um Macht und Besitz. Und natürlich gibt es auch hier die einfachen Menschen, die sich dagegen auflehnen.
Allgegenwärtig sind die Nebel, die natürlich nicht sonderlich erklärt werden, aber ein sehr besonderes Eigenleben zu haben scheinen, was dem Geschehen natürlich Einiges an Dramatik verleiht, kann er doch dafür sorgen, das mit einem Mal die Karten neu gemischt werden.
Dieser erste Band nimmt sich die Zeit, in die Welt und das Geschehen einzuführen. Es gibt immer wieder Einschübe, in denen erklärt wird, wie es zu dem jetzigen Zustand der Welt gekommen ist. Und natürlich erhalten auch die einzelnen Gruppen genug Raum, damit man mit den Figuren auch wirklich warm werden kann. Auch wenn die Handlung überwiegend dramatisch ist, so gibt es doch auch ein paar augenzwinkernde Momente und Charaktere, die den ernsten Unterton auflockern sollen.
Auf der anderen Seite merkt man der Geschichte auch ein wenig die chinesische Mentalität an, denn einige Entwicklungen lassen westliche Leser aufgrund der Kaltschnäuzigkeit gewisser Gegenspieler schon ganz ordentlich schlucken.
Alles in allem wird ein buntes und abwechslungsreiches Abenteuer geboten, das zwar noch nicht allzu viel verrät, aber bereits wichtige Weichen stellt. Das Artwork kann ebenfalls überzeugen, findet es für jede Szene doch immer die passende Darstellungsweise und Farbgebung. Gerade wenn man frankobelgische Comics zu schätzen weiß, wird man seinen Spaß haben können.
„Die Schlacht der Berge und Meere“ beweist mit dem Auftakt „Die Rebellen“, dass chinesische Geschichten in ihrer Dichte, Vielschichtigkeit und Qualität der Zeichnungen europäischen Comic-Alben in nichts nachstehen, aber doch auch eine kulturell eigenständige Identität besitzen.