Genoveva Dimova: Tage einer Hexe (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 09. Januar 2025 12:05
Genoveva Dimova
Tage einer Hexe
Das Hexenkompendium der Monster 1
(The Witch‘s Compendium of Monsters 1: Foul Days, 2024)
Übersetzung: Wieland Freund & Andrea Wandel
Hobbit Presse, 2024, Hardcover, 460 Seiten, 25,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Genoveva Dimova lebt zwar heute als Fantasy-Autorin und Archäologin in Schottland, wurde aber in Bulgarien geboren und ist deshalb mit der slawischen Mythologie mehr als vertraut, was sie auch in ihre Geschichten einfließen lässt und vor allem in „Tage einer Hexe“ zum Tragen kommt, dem ersten Band von „Das Hexenkompendium der Monster“.
Eigentlich hat Kosara als erfahrene Hexe sehr viel Übung im Umgang mit den Monstern, die jeden Jahr in den „schmutzigen Tagen“ zur Stelle sind und über ihre Heimatstadt Chernograd herfallen. Die meisten erledigt sie mit links, nur an den Zmey, den Zaren der Monster, kommt sie nicht wirklich heran.
Auch dieses Jahr versucht sie ihn wieder reinzulegen, aber er kommt ihr auf die Schliche. Ihr gelingt es zwar, in die sichere Nachbarstadt Belograd zu fliehen, aber das ist kein Ausweg, erfasst sie doch schon bald eine tödliche Krankheit. Zusammen mit einem gesetzestreuen Ermittler kehrt sie deshalb in ihre Heimat zurück, um zu retten, was zu retten ist.
Wer sich nur ein wenig in der östlichen Sagenwelt auskennt, wird die Figuren alle wiedererkennen und einordnen können, wenn nicht, so gibt es am Ende der Geschichte einen guten Überblick, der die Geschichte wunderbar ergänzt und spielerisch Aufklärung gibt. Ansonsten bewegt sich Kosara in einer abgeschotteten Welt, die ein wenig an Industrie-Städte Osteuropas zu Beginn des 20. Jahrhunderts erinnert, denn es gibt immerhin schon Telefone und Elektrizität, während die Nachbarstadt etwas bunter daherkommt und das Flair einer verspielten Hafenstadt hat.
Im Mittelpunkt steht aber der Widerstreit der Hexen gegen die Monster, den diese nicht immer mit Erfolg führen, denn immerhin haben die Untoten und seltsamen Wesen, die nach Menschenblut, Seelen und mehr gieren, auch einen Anführer, der mächtiger als alle zu sein scheint und gerne auch die magischen Frauen in seinen Bann schlägt. Doch Kosara ist nicht bereit, sich von dem Zmey kleinkriegen zu lassen, auch wenn der Rache an ihr übt. Nur gut, dass sie einen - manchmal etwas unerfahrenen aber dennoch zielstrebigen - Polizisten aus der Nachbarstadt an ihrer Seite hat. Der allerdings versteckt auch so manch ein spannendes Geheimnis unter seiner stoischen Oberfläche.
Die Geschichte lebt jedenfalls durch die eigenwilligen, aber geerdeten Charaktere und den detailreich gestalteten Weltenbau im Kleinen. Vor allem Fans gelungen umgesetzter Mythologie und Magie werden ihren Spaß haben; es gibt keine Romantik, dafür jedoch interessante Beziehungs- und Intrigengeflechte.
Das Buch baut die Spannung gelungen auf und findet zudem auch einen angemessenen Abschluss, auch wenn natürlich ein paar Türen offenbleiben, um die Geschichte fortzusetzen. Einen wirklichen Cliffhanger gibt es allerdings nicht.
„Tage einer Hexe“ ist der Auftakt zu „Das Hexenkompendium der Monster“, einer Saga, die die phantastischen Elemente in der Geschichte wirklich ernst nimmt und mit einer an Wendungen reichen Geschichte garniert, in der Charaktere mit Ecken und Kanten agieren und manchmal sehr eigenwillig und konsequent ihre Ziele verfolgen.