Rosalia Aguilar Solace: The Great Library of Tomorrow - Das Buch der Weisheit 1 (Buch)

Rosalia Aguilar Solace
The Great Library of Tomorrow
Das Buch der Weisheit 1
(The Great Library of Tomorrow, 2024)
Übersetzung: Michaela Link
Penhaligon, 2024, Paperback, 576 Seiten, 17,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Rosalia Aguliar Solace wuchs in Mexiko-Stadt auf und entstammt einer langen Linie von Schriftstellern, was sie offensichtlich sehr geprägt hat, denn man merkt ihrem ersten in Deutschland veröffentlichten Roman die Liebe zu Büchern und dem Schreiben an. „The Great Library of Tomorrow“ ist der Auftakt der Trilogie um „Das Buch der Weisheit“.

 

Neben der unseren existiert auch noch die Papierwelt, deren größter Schatz dort die Geschichten sind, die überall geschehen und aufgezeichnet werden. Dreh- und Angelpunkt, aber auch verbindendes Element, ist die Große Bibliothek, in der vor allem die Weisen danach streben, die Werte der Menschheit zu bewahren und weiterzugeben.

Doch der Frieden wird massiv gestört, als der Aschenmann sein finsteres Gesicht zeigt und mit der Zerstörung der Welten beginnt, Die Weise Helia begibt sich nach dem Heldentod ihres Geliebten auf eine gefährliche Suche, die sie bis in die Stadt der Ewigkeit führt. Doch kann man den Feind wirklich aufhalten?


Man merkt, dass die Autorin vor allem auf den Aufbau ihrer Welt Wert legt, die Geschichte nur Mittel zum Zweck ist, um das Szenario in all seinen Facetten vorzustellen. Mit dem alleinerziehenden Schriftsteller Arturo gibt sie dem Leser zudem eine Figur an die Hand, da Vieles erklärt werden muss, was für die Menschen, die bereits dort leben, selbstverständlich ist, und der so zusätzlich in alles einführt.

Die Handlung mag ein klassisches Muster aufweisen - eine mutige Heldin stellt sich einem zerstörerischen Feind entgegen, weil er ihr das Wichtigste in ihrem Leben genommen hat -, aber Rachegedanken sind nicht der einzige Antrieb. Denn immerhin ist Helia eine Weise, die alles daransetzen muss, das „Buch der Weisheit“ wiederzufinden, das die Quelle aller Inspiration und des Lebens in der Papierwelt ist.

Sie bleibt allerdings nicht die Einzige, die näher in der Geschichte beleuchtet wird, denn neben Arturo bekommen auch noch andere Bibliothekare und nicht zuletzt Weise ihren Raum; wirkliche Entwicklung der Figuren findet nur in einem kleinen Rahmen statt.

Tatsächlich ordnet die Autorin die Figuren mehr oder weniger dem Weltenbau und der Handlung unter, die die einzelnen Schauplätze gezielt vorstellt. Aus diesem Grund kann man als Leser auch nicht unbedingt eine Bindung zu dem einen oder anderen Charakter aufbauen und wirklich mitfiebern. Selbst der Gegenspieler bleibt eher schwammig, auch wenn man nach und nach Teile seiner Geschichte erfährt.

Die Handlung hat ihre Längen, denn zugunsten des Hintergrunds tritt diese gelegentlich auf der Stelle oder erlaubt sich einen Schlenker, um weitere Facetten der Welten vorzustellen. Deshalb muss man schon ein wenig Geduld mitbringen, vor allem zum Ende hin, denn auf einen wirklichen Höhepunkt arbeitet das Geschehen nicht hin und lässt einen eher enttäuscht zurück.

Alles in allem ist „The Great Library of Tomorrow“ eine Geschichte, die vor allem durch den außergewöhnlichen Weltenbau lebt, allerdings weniger durch die Handlung und die Figuren. Hier wären vielleicht weniger Beschreibung und Vorstellung von Schauplätzen zugunsten der Ausarbeitung einiger wichtiger Charaktere und Wendungen im Geschehen sehr viel spannender gewesen.