Hack/Slash Deluxe 1 (Comic)

Hack/Slash Deluxe 1
(Hack/Slash Deluxe 1, 2024)
Text: Tim Seeley
Zeichnungen: Stefano Caselli, Tm Seeley u.a.
Übersetzung: Frank Neubauer
Cross Cult, 2024, Hardcover, 432 Seiten, 66,60 EUR

Rezension von Christel Scheja

Slasher-Filme sind dafür berühmt und berüchtigt, dass die oftmals nicht einmal mehr menschlichen Serienkiller mit Vorliebe leicht bekleidete Mädchen abschlachten. Was aber, wenn der Spieß - wie in diesem Fall - umgedreht wird? Denn Tim Seeley und Stefano Caselli präsentieren in „Hack/Slash“ eine Heldin, die ihrerseits kurzen Prozess macht.

 

Cassie wurde als Kind viel gehänselt und gemobbt. Ihre Mutter rächte sich an den Mitschülern, die ihr so viel Leid antaten, auf grausame Art und Weise; ein Schatten, der von nun an über der jungen Frau liegen musste, die sich aus Schuldgefühlen heraus daran macht, nun ihrerseits die untoten Killer zur Strecke zu bringen.

Einen Mitstreiter findet sie in Gestalt eines deformierten Riesen, der ihr selbstlos zur Seite steht, aber wie ein Kind ebenfalls erst einmal die Welt entdecken muss, weil er jahrelang in einem Keller lebte. Gemeinsam greifen sie da ein, wo es bitter nötig ist, sei es in einer Highschool, auf einer Convention oder in einem Feriendomizil. Oder sie bringen Chucky zur Strecke.


Man merkt den Geschichten an, dass sie eine liebevolle Hommage an das Slasher-Genre sind, denn die Künstler nutzen die beliebten Klischees und Archetypen, drehen dann nur gezielt den Spieß um, um die scheinbaren Opfer zu Helden zu machen, auch wenn diese sich genauso blutiger Methoden bedienen.

Allerdings haben Cassie und ihr Freund jeden Grund, so zu handeln, auch wenn sie eigentlich von den Menschen selbst nicht viel zu erwarten haben, denn die junge Frau hat als Kind die grausamen Seiten ihrer Mitschüler zu spüren bekommen, ihr Begleiter ist ein missgestaltetes Wesen, das von seiner Mutter ausgesetzt und von einem groben Metzger aufgezogen wurde.

Mit diesem ganz anderen Selbstverständnis aber tun sie das, was sie tun müssen, sie schalten die Untoten aus, die Lebende schlachten, und zeichnen sich dabei auch nicht gerade als diplomatisch und zurückhaltend aus, sondern metzeln auf die gleiche Art und Weise.

Bei ihren Gegenspielern greifen die Künstler auf das bekannte Sammelsurium an Horrorgestalten wie Chucky zurück, die nun ihrerseits Cassies Zorn zu spüren bekommen.

Das Ganze ist ein Fest für die Leser, die das Genre der Slasher-Geschichten, garniert mit bitterbösem schwarzem Humor, mögen und auch nichts gegen härtere Darstellungen haben.

Das Alles wird in einer edlen Hardcover-Ausgabe präsentiert, die die Bilder in einem Format zwischen US-Comic-Heft und Album auf sattem Kunstdruckpapier präsentiert. Zudem gibt es neben den bereits erschienenen Geschichten auch eine neue von Tim Seeley und natürlich einen interessant gestalteten Anhang, der vor allem die Gegenspieler noch einmal nett vorstellt.

Mit „Hack/Slash Deluxe“ präsentiert Cross Cult in einer edlen Ausgabe einen Klassiker der Horror-Comics in ansprechender Gestaltung. Wer es liebt, wie teilweise ikonische Monster des Slasher-Genres von einem vermeintlichen Opfer zur Strecke gebracht werden, der wird an den schwarzhumorigen - aber auch blutigen - Storys seinen Spaß haben.