Dietrich von Bern 3: Rache (Comic)

Peter Wiechmann
Dietrich von Bern 3
Rache
Titelillustration und Zeichnungen von José Rafael Méndez Méndez
Cross Cult, 2011, Hardcover, 176 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-941248-99-1

Von Christel Scheja

Peter Wiechmann nahm sich zusammen mit José Rafael Méndez Méndez in den 1970er Jahren der Sagen um Dietrich von Bern an, der vermutlich für viele nur einer der vielen Namen aus der Nibelungensage ist, auch wenn sich durchaus einige Geschichten um seine Heldentaten ranken. Die beiden ersten Bände fassten die Jugendjahre Dietrichs zusammen, ebenso wie seinen Weg zum König von Bern. Allerdings steht seine Herrschaft unter einem ungünstigen Stern, denn Kaiser Ermanarich fürchtet den Ruhm seines Neffen und hat Angst, dass dieser ihn eines Tages vom Thron stürzen könnte.

Angestachelt durch seinen Kanzler, der ganz eigene Motive hat, beschließt der alternde und von Wahnvorstellungen gezeichnete Kaiser, Krieg zu führen und Dietrich zu stürzen, ehe dieser zu mächtig werden kann. Es kommt zum Krieg, und so rückt ein riesiges Heer auf Bern zu. Noch einmal gelingt es dem jungen Herrscher und kühnen Recken die Oberhand zu gewinnen und eine Streitmacht seines Gegners zu besiegen. Doch er muss auch erkennen, dass Ermanarich wesentlich mehr Krieger hat und Söldner aus fernen Landen anwerben kann. Als dann auch noch sein treuer Waffengefährte und väterlicher Freund Hildebrand in Gefangenschaft gerät, folgt Dietrich seinem Herzen. Er kapituliert, um sein Volk nicht in einem sinnlosen Krieg auszubluten und geht ins Exil. In dieser Zeit halten ihn nur die Liebe von Loreen, die Treue seiner Gefährten und die Freundschaft anderer Herrscher wie König Etzels aufrecht. Daher tritt er erst einmal in die Dienste des Hunnenkönigs. Aber in seinem Herzen schwelt weiterhin der Wunsch, eines Tages Bern zurückzugewinnen.

Die Bonus-Geschichte kehrt in Dietrichs Jugend zurück. Auf einer Jagd verfolgt er einen prächtigen Hirsch und verirrt sich im Wald. Der Einsiedler, den er dort trifft, entpuppt sich als der große Zauberer Merlin. Dieser schickt den jungen Recken auf eine wichtige Mission, die ihn durch viele Länder führen wird. Denn er soll nichts weniger als den Heiligen Gral finden.

Auch der dritte und letzte Band taucht tief in die Inhalte und den Erzählstil der Rittersagen ein und spinnt die Geschichte um Dietrich weiter. Nun wird klar, warum er nicht in seinem Reich, sondern am Hofe Etzels weilt, als die Nibelungen ihre Aufwartung machen. Wieder erweist er sich mehr als Mensch, denn als unfehlbarer Herrscher, weil er oft genug seinem Herzen folgt und Fehler macht oder gar Versprechen nicht halten kann. Man merkt, dass er aus dem Verrat von Freunden gelernt hat und wesentlich misstrauischer als früher ist, auch wenn das natürlich nur angedeutet ist.

Die Bonusgeschichte zeigt noch einmal einen unbeschwerten und nicht vom Leben gezeichneten Dietrich. Allerdings merkt man auch, dass diese Geschichte frei erfunden ist, da sie nicht die Schwere des eigentlichen Sagenstoffes besitzt.

Man merkt, dass Autor und Künstler die Geschichte nicht bis zu ihrem Ende erzählen konnten, da viele Ereignisse nur in einem Fließtext erwähnt werden und nicht mehr in Comic-Form vorliegen. Interessanter als dies ist aber noch das Interview mit Peter Wiechmann selbst, der viele interessante Fakten und Anekdoten aus der Comic-Szene der 1960er bis 1980er Jahre enthüllt, die so wohl kaum jemand kennt.

„Dietrich von Bern“ bietet ein klassisches Ritterabenteuer im altertümlichen Stil und Erzählweise alter deutscher Sagen, ohne dabei all zu sehr in Historienkitsch zu verfallen. Doch gerade im dritten Band erweist sich das Interview mit dem Autor als besonderes Highlight.