The Boys 4: Schmutzige Geheimnisse (Comic)

The Boys 4
Schmutzige Geheimnisse
(The Boys – We Gotta Go Now!)
Autor: Garth Ennis
Zeichnungen: Darrick Robertson & John Higgins
Farben: Tony Avina
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Lettering: Alessandro Benedetti
Panini, 2009, Paperback, 196 Seiten, 19,95 EUR

Von Thomas Folgmann

Neben den bereits bekannten Superhelden gibt es eine eher privat organisierte Gruppe von G-Men mit Superkräften und diverse Untergruppen. Ein Mitglied dieser Supies begeht in aller Öffentlichkeit Selbstmord und lenkt dadurch nicht nur das Interesse der Boys auf den Millionär John Godolkin, der diese Gruppen führt.

Wee Hughie wird in einer der jüngeren Gruppen eingeschleust, um die diversen Unterschlupfe zu verwanzen und eventuell auch Informationen zu diesen G-Men zu bekommen, die bisher zwar zu den profitabelsten Superhelden-Teams gehörten, aber nicht im Fokus der Boys standen. Und nicht nur die Jungs haben Interesse an diesen eher freigeistigen Superhelden!

Das extrem ausgeflippte Leben der Junghelden ist dermaßen überzeichnet und grotesk, wirkt aber dennoch – im Rahmen der Geschichte – realistisch. Es gibt kaum Kontrolle und Organisation – und wer will junge Menschen mit Superkräften aufhalten? In Hinblick auf ihre Macht verhalten sie sich sogar noch halbwegs manierlich. Hughie tut sich allerdings schwer mit der Anpassung, und wer will ihm das verdenken. Er begibt sich aber dann für ‚seine neuen Freunde‘ sogar in Gefahr, weil er glaubt, sie retten zu können. Was dann ans Tageslicht kommt und wie sich das alles auflöst, ist schon sehr heftig.

Dieser vierte Band der Reihe kann nahezu als Einzelband gesehen und gelesen werden. Das Hintergrundwissen, das in den ersten Heften aufgebaut wurde, ist hier nicht zwingend notwendig, um der Geschichte folgen zu können. Natürlich spielt erneut Vought American eine große Rolle, aber die Geschichte der G-Men steht doch etwas für sich. Nach wie vor werden Sex und Gewalt mehr oder weniger explizit dargestellt. und das Ganze wirkt recht brutal. War der letzte Band doch eher ruhig und auf die Hintergründe insbesondere von Vought American bedacht, so steht hier wieder eindeutig die Action im Vordergrund. Dazu passt der typische Zeichenstil, der nur im vorletzten Teil, offenbar von John Higgins gezeichnet, etwas fahriger zu werden scheint. Anfangs könnte man noch meinen, der Bruch im Stil sei gewollt, um Beerdigung und Vought American ‚anders‘ darzustellen, doch letztlich zieht er sich auch in die Bereiche mit den Boys hinein. Und diese werden dann leider etwas weniger so gezeigt, wie der Leser es gewohnt ist. Gäbe es diese Wechsel häufiger, könnte man sich vielleicht daran gewöhnen, immer wieder leichte Änderungen in der Optik vorgesetzt zu bekommen. Doch diese – bisherige – Einmaligkeit stört den Fluss der Geschichte schon etwas. Grundsätzlich bleibt aber alles beim Alten, die Geschichte wird, auch auf diesem Nebenschauplatz, flott vorangetrieben, die Zeichnungen besitzen weitgehend die typischen kräftigen Konturen, und meistens funktionieren auch die Hintergründe als Unterstützung für das vordergründig Gezeigte sehr gut.

Für Fans der Story stellt dieser Band eventuell eine kurze Unterbrechung dar, weil es nichts wirklich Neues zu den Supies oder den Boys gibt. Aber Hughie darf sich weiter entwickeln, seine Liebelei mit Annie fortsetzen, und letztlich werden hier die in Band 3 eröffneten Machtspielchen Vought Americans noch mehr verdeutlicht und in allen Konsequenzen gezeigt. Insofern bietet das Paperback eine logische Weitererzählung in diesem Universum, und die Lust auf Mehr wird erneut geweckt.