Ava Reid: A Study in Drowning - Zwischen Sturm und Stille (Buch)

Ava Reid
A Study in Drowning - Zwischen Sturm und Stille
(A Study in Drowning, 2023)
Übersetzung: Nadine Manchen
Titelbild: Samuel Odeleye
Loewe, 2024, Paperback, 464 Seiten, 17,95 EUR

Rezension von Christel Scheja

Ava Reid ist in Deutschland noch ein unbeschriebenes Blatt, hat aber in den USA schon so Einiges veröffentlicht und ist mit „A Study in Drowning“ so richtig durchgestartet. Loewe legt den Roman nun in einer schönen Gestaltung, in der ersten Auflage noch mit Farbschnitt und Charakterkarte, für den deutschen Markt auf.


Effy hat eigentlich Literatur studieren wollen, allerdings ist dieses Fach für junge Frauen verboten, so dass sie auf Architektur ausweichen musste. Aber gerade damit kommt sie ihrem Traum nahe, den Ort kennenzulernen, an dem ihr Lieblingsautor sein größtes Werk erschuf, soll sie ihn doch neu gestalten.

Aber die Ankunft ist mehr als ernüchternd, denn das Anwesen ist am Verrotten, ein arroganter Literaturstudent, arbeitet daran, den Dichter zu demontieren und nicht zuletzt holt der Ort auch die dunklen Erinnerungen an den Elfenkönig zurück, die sie seit ihrer Kindheit quälen.


Die Geschichte weckt ambivalente Gefühle, denn sie spielt zwar in einer anderen Welt, allerdings bleibt der Hintergrund auch sehr schwammig und erinnert von der Technik her an die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, vermutlich um gewisse Dinge zu vereinfachen. Zudem ist auch die Anziehung zwischen den Figuren nicht zu übersehen, die unvermeidliche Romanze bekommt auch ihren Raum.

Auf der anderen Seite aber überzeugt der Roman durch eine interessante Handlung voller düsterer Geheimnisse und einem Schuss Magie. Denn immerhin scheint der Elfenkönig, von dem immer wieder die Rede ist, nicht nur ein Hirngespinst abergläubischer Menschen zu sein, sondern real.

Dazu kommt eine Atmosphäre, die denen vieler Werke der Schauer-Romantik gleichkommt, denn es gibt immer wieder gruselige Momente und dunkle Geheimnisse, der Schrecken schleicht sich subtil ein und schlägt gelegentlich auch erbarmungslos zu. Und auch wenn die Heldin zunächst schwach erscheint, so ist sie doch am Ende diejenige, die die Initiative ergreifen muss, um den Tag zu retten, gerade weil sie eine Schlüsselposition einnimmt.

Die romantischen Gefühle sind zwar da, drängen sich aber nicht allzu sehr in den Vordergrund, vor allem werden sie auch zum Ende hin wichtig, um das ganze Dilemma abzurunden und die Geschichte angemessen aufzulösen.

Das Abenteuer ist rund und lässt den Leser zufrieden zurück, denn immerhin bewegt sich am Ende auch etwas für die junge Heldin, erfüllt sich ein Traum, den sie zwischendurch schon fast aufgegeben hätte. Allein über die Welt hätte man als Leser vielleicht gerne mehr erfahren, was aber für das Buch selbst nur bedingt wichtig gewesen wäre.

„A Study in Drowning - Zwischen Sturm und Stille“ erweist sich daher als interessanter Fantasy-Roman, der zwar auch die obligatorische Liebesgeschichte bietet, auf der anderen Seite jedoch mehr auf gotisches Ambiente wie in den klassischen Werken der Schauer-Romantik und wirklich interessante Geheimnisse setzt, die bis zum Ende Spannung garantiert, da in Bezug auf den von der Heldin angebeteten Schriftsteller nichts so ist wie es scheint und das Übersinnliche sich erst nach und nach enthüllt.