Christian Endres: Hoheitliches Gemetzel - Die Prinzessinnen 3 (Buch)

Christian Endres
Hoheitliches Gemetzel
Die Prinzessinnen 3
Titelbild: Alice Claire Coleman
Cross Cult, 2024, Paperback, 524 Seiten, 19,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Brauchen Sie Schutz und Hilfe? Sind Ihnen vielleicht Gauner, Wegelagerer, Oger, Drachen oder Kobolde auf der Spur? Dann sind wir Ihre Rettung!

Gestatten, dass ich uns vorstelle - wir sind die Prinzessinnen, eine, ach was sage ich, die Schutztruppe schlechthin, die Ihnen Ärger vom Hals hält. Dass wir alle von adeliger Herkunft sind, schmälert unsere Kampfkraft beileibe nicht. Nein, zerstückelte Leichen böser Wesen, inklusive Untoter und Zauberer, säumen unseren Weg. Also zögern Sie nicht, schlagen Sie zu, engagieren Sie uns, ich machen Ihnen auch einen Sonderpreis!

Dieses Mal geht es auf die Jagd nach einem Serien-Entführer von Prinzessinnen. Seine Visitenkarte, die am Ort der Entführung - also im Schlafzimmer der holden Adeligen - zurückbleibt, ist ein abgeschnittener Finger der Vermissten. Weitere Spuren oder gar eine Fährte gibt es nicht.

Dass wir bei der Aufklärung der Verbrechen ein ums andere Mal ohne greifbares Ergebnis dastehen, gefällt uns aber auch sowas von gar nicht. Also beschließen wir uns auf die Lauer zu legen und den Täter in flagranti zu erwischen. Was auch klappt - nur ist das erst einmal leider auch das Letzte, was wirklich so funktioniert, wie wir dies geplant haben.

Der Entführer entpuppt sich als… lassen wir das der Spannung wegen - die Entführten… hmm, breiten wir den Mantel des Schweigens drüber aus… und im Finale wartet auch noch ein mehr als missgünstiger Riesen-Drache…


Christian Endres, Tausendsassa der deutschsprachigen Phantastik - kaum ein Periodikum, in dem man nicht auf seinen Namen stößt - beendet seine Fantasy-Trilogie um eine etwas andere Gruppe von Kämpfern.

Folgt man sonst in den archaischen Gestaden zumeist muskelbepackten Recken ins Abenteuer, dienen vorliegend ein paar ehemalige Prinzessinnen als Erzählerinnen. Dass diese, trotz nobler Herkunft, zuzuschlagen wissen, davon können ihre Gegner ein leidvolles Lied singen.

Endres nimmt natürlich jede Menge Anleihen an klassischen Vorbildern, spielt zudem recht geschickt mit der Erwartungshaltung seiner Leserinnen und Leser.

Vorliegend wechselt sich die laufend Handlung um die Jagd nach dem Täter mit kurzen Rückblicken auf die Geschichte der Prinzessinnen ab. Auf diese Weise hinterfüttert er seine Charaktere weiter mit geschichtlichem Hintergrund, macht sie greifbarer, erdet ihre Handlung durch und mittels ihrer Erlebnisse.

Auffällig dabei, dass der Verfasser gerade zu Beginn des Buches sprachlich schwächelt. Natürlich nutzen unsere handfesten Schlägerinnen eine derbe, vulgäre Sprache. Allerdings übertreibt es Endres dieses Mal hier ein wenig, holpert der Text doch immer wieder. Später passt es besser zur und in die jeweilige Situation - insbesondere, da der Autor sich so Einiges hat einfallen lassen, um uns Rezipienten zu überraschen.

Dem Band beigefügt sind dann noch einige kürzere Texte um die Prinzessinnen, das offen gestaltete Ende würde eine wie auch immer geartete, derzeit aber nicht geplante Fortsetzung erlauben.

Insgesamt ein munter erzähltes Fantasy-Abenteuer in drei unterhaltsamen Bänden, das uns, ohne zu viel Tiefgang, augenzwinkernd mit klassischen, leicht abgewandelten Motiven unterhält.