Rosalia Aguilar Solace: The Great Library of Tomorrow - Das Buch der Weisheit (Buch)

Rosalia Aguilar Solace
The Great Library of Tomorrow - Das Buch der Weisheit
(The Great Library of Tomorrow, 2024)
Übersetzung: Michaela Link
Penhaligon, 2024, Paperback, 576 Seiten, 17,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Stellen Sie sich eine Bibliothek vor - nein, ich meine nicht, die Städtische Leihbibliothek um die Ecke und nicht einmal die wirklich großen Sammlungen in Dublin, Paris oder Washington. Ich meine die große Bibliothek von Morgen - eine Sammlung voller Wissen, Magie und Erkenntnissen, die magische Tore besitzt, durch die man die Papierwelten betreten und dort forschen oder leben kann.

„Man“ sind in diesem Fall die wenigen Bibliothekare, die sich dem Fluss der Buchstaben, den Universen der Geschichten und dem daraus resultierenden Wissen ihr Dasein gewidmet haben. Angeleitet durch das große Buch im Zentrum der Bibliothek, mehren sie die Geschichten und damit das Wissen. Dass die Menschheit ohne Geschichten nicht existieren kann, macht diesen Hort der Geschichten so bedeutsam, ja unersetzlich.

Einst waren sie nur zu dritt; dann kam einer der drei wissenshungrigen jungen Menschen dem Bösen zu nah. Er erregte die Aufmerksamkeit einer dunklen Macht im Universum, wurde von dieser verdorben und letztlich gezwungen, sich gegen die Bibliothek zu stellen. In einer verlustreichen Auseinandersetzung wurde er besiegt und schien für alle Zeiten gebannt.

Nun aber sind der Aschemann und seine Ungeschriebenen zurück - und das große Buch, das Anleitung und Hilfe geben sollte, schweigt. So ist es an der Weisen Helia, dem erfolglosen Schriftsteller Arturo und ihren Freunden und Verbündeten, sich dem Aschemann und seiner Pläne entgegenzustellen. Wohlwissend, dass sie, wenn sie nicht alle zusammenstehen, keine Chance gegen die Aggressoren haben.


Nach alle den letztlich oftmals austauschbaren TikTok-Bestsellern, die mit viel Romantik und Dramatik ihre Leserinnen an die Seiten zu fesseln suchen, wagt einer der großen Verlage es doch tatsächlich, einmal wieder eine High-Fantasy-Saga aufzulegen. Mehr noch, der Verlag hat sich bei der äußeren Konzeption des Buches viel Mühe gegeben. Ein wunderbar stimmiges, gold-geprägtes Cover, englische Broschur mit Überhang, so dass man sein Lesezeichen immer gleich dabei und mit dem Band verbunden hat, sowie ein „Waschzettel“, der auf den ersten Teil der Trilogie neugierig macht. Der Vergleich mit „Tomorrowland“ ist etwas weit hergezogen, ansonsten gibt es da wahrlich nichts zu meckern.

Und auch inhaltlich wartet ein durchaus munter zu lesendes Garn auf uns.

Zwar ist das Topic einer magischen Bibliothek nicht unbedingt neu, die Ausgestaltung aber durchaus interessant und gelungen. Bei den Charakteren erwartet uns eine bunte Mischung: hier die erfahrene Weise, dann der junge, unbedarfte Autor, oder der Aschemann, der mir lange ein wenig zu unscharf in seiner Zeichnung blieb. Unsere Helden wachsen an ihren Aufgaben, auch und insbesondere Helia, aber auch an ihren Verlusten - so ist wahrlich nicht alles eitel Sonnenschein, es gibt einige traurige Momente, Situationen, in denen die Protagonisten innehalten, reflektieren und ja, auch einmal ihren Gefühlen Raum geben.

Der Handlungsbogen bietet sich durchgängig straff an, wir erfahren im Verlauf des Abenteuers immer mehr von den Weiten der Papierwelt - und schließen natürlich mit einem Cliffhanger par excellence; Fortsetzung folgt.