Margaret Rogerson: Vespertine - Das Geheimnis der dunklen Priesterin (Buch)

Margaret Rogerson
Vespertine - Das Geheimnis der dunklen Priesterin
(Vespertine, 2021)
Übersetzung: Claudia Max
cbj, 2024, Hardcover, 480 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Margaret Rogerson scheint zu den Autorinnen zu gehören, die nach ihrem Debüt lieber Einzelbände als gleich ganze Serien schreiben. So ist nach „Rabenprinz“ und einigen anderen Werken auch der neueste in Deutschland erscheinende Band, „Vespertine - Das Geheimnis der dunklen Priesterin“, in sich geschlossen.


Artemisia hat gar kein Interesse daran, in der Hierarchie der Priesterschaft aufzusteigen und mehr als eine Graue Schwester zu sein, deren Aufgabe es ist, die Seelen der Toten ins Jenseits zu geleiten, ehe sie zu einem Schreckensgeist werden können. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihr. Nicht nur, dass ihr ein Priester zusetzt, beim Überfall von besessenen Soldaten muss sie auch noch einen Pakt mit einem Wiedergänger eingehen. Und da das ganze Königreich in Gefahr ist, muss sie sich zusammen mit ihm einem ganzen Berg an Geheimnissen, dunkler Magie und Intrigen stellen.

 

Es ist heute schon ungewöhnlich, wenn eine junge Heldin nicht nach der Liebe sucht, sondern bereits klare Vorstellungen für ihr weiteres Leben hat, auch wenn in ihr die Begabung schlummert, weit mehr zu sein als nur eine einfache Nonne. Aber das gibt der Autorin die Gelegenheit, den Hintergrund und die Mystik ihrer Welt in Ruhe aufzubauen und so einen durchaus interessanten Plot zu entwickeln, in dem die Heldin schon bald auf harte Proben gestellt wird.

Denn sie muss sich nicht nur dem dunklen Geist immer wieder neu stellen, der in sie gefahren ist, sondern auch herausfinden, was eigentlich in der Welt los ist, und warum so viele Seelen Verstorbener Tod und Verderben über ihre Heimat bringen. Und dabei kreuzt immer wieder ein fast gleichaltriger Priester ihren Weg - allerdings entwickelt sich da nicht wirklich etwas zwischen ihnen. Tatsächlich ist Artemisia mehr damit beschäftig, zu verstehen, was um sie herum eigentlich passiert und auch mit dem Wiedergänger zurechtzukommen, der zwar schnell identifiziert ist, aber auch anders als befürchtet.

Das liest sich flott und abwechslungsreich, wartet mit immer neuen Enthüllungen auf und bietet auch ein paar gruselige Momente. Die Handlung hat keine Längen und fügt sich am Ende glaubwürdig zusammen, so dass keine Wünsche offenbleiben.

„Vespertine - Das Geheimnis der dunklen Priesterin“ ist eine runde Fantasy-Geschichte mit leichten Horror-Anklängen, aber einer angenehm durchdachten Abenteuerhandlung und facettenreichen Helden, die Leser ab dem Teenager-Alter gelungen mitfiebern lässt.