Ennead 4 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 14. November 2024 17:24
Mojito
Ennead 4
Übersetzung: Charlotte Feist
Panini, 2024, Paperback, 324 Seiten, 16,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
„Ennead“ spielt mit der klassischen ägyptischen Mythologie, die Webtoons und Manhwa deutlich von vielen anderen Boys-Love-Storys abhebt. Denn die Saga erlaubt sich neben den intim-erotischen Anspielungen auch, die vielen Intrigen unter den Göttern des Nils auszuspielen.
Seth war nicht immer so hart und grausam. Horus erfährt nun nach und nach mehr über seine Vergangenheit und die Verbindung, die dieser zu Osiris hatte. Denn es zeigt sich, dass Horus‘ Vater auch nicht gerade ein Unschuldslamm war.
Die Brüder stehen in einer sehr dunklen, intimen und leidenschaftlichen Beziehung zueinander, die auch Isis und Nephytis in Mitleidenschaft gezogen haben. Und nicht zuletzt ist auch Anubis ein Ergebnis dieser Intrigen.
Der Rücksprung in die Vergangenheit ist bewusst in dunklen Erdtönen gehalten und zeigt vor allem die beiden Brüder. Seth ist in diesem Spiel um Macht und Verlangen eindeutig der unterlegene der beiden Götter. Aber auch Osiris ist nicht ganz so edel und unschuldig, wie er bisher immer dargestellt wurde, denn auch in ihm wühlen dunkle Intrigen und Gemeinheiten, die es in sich haben und hier nun eskalieren.
Die erotischen Darstellungen bleiben auf einem niedrigen Niveau, es geht eher um die Gefühle, die die beiden Brüder verbinden und die auf der einen Seite von Leidenschaft und auf der anderen von Dominanz geprägt wird.
Letztendlich versteht man Seth nach diesem Band wesentlich besser als vorher und kann nachvollziehen, warum er so hasserfüllt und grausam handelt, und was ihn innerlich antreibt. Das Ganze wird ansprechend umgesetzt und bietet viel Lesestoff, der trotz fehlender Action spannend bleibt.
„Ennead“ erlaubt sich eine lange Rückblende in die Vergangenheit, durch die man nun besser versteht, warum Seth der grausame Herrscher ist und welche Intrigen damals ihren Anfang nahmen. Denn auch Osiris ist nicht nur ein Opfer, wie man bisher dachte.