Cloe Gong: Immortal Longings - Ein Spiel auf Liebe und Tod (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 14. November 2024 17:22
Cloe Gong
Immortal Longings - Ein Spiel auf Liebe und Tod
Flesh and False Gods 1
(Immortal Longings, 2023)
Übersetzung: Elena Helfrecht
Hobbit Presse, 2024, Hardcover, 432 Seiten, 25,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Stellen Sie sich eine Metropole vor, wie wir sie so zumindest noch nicht kennen. Ein Moloch von einer Stadt, ein Zentrum allen Lebens, ein Ort der Verzweiflung, der Armut und der Intrigen.
Willkommen in San-er - einst zwei separate Städte, die inzwischen zu- besser ineinander gewuchert sind.
Einst gab es auch zwei Monarchen inklusive zweier Paläste - nachdem der eine Zweig der Monarchie, blutig, wie sich dies so gehört, von den Töpfen der Macht verdrängt wurde, wurde dessen Palast geschliffen, dort recken sich nun, wie allerorts, Wolkenkratzer in den Himmel, stinkt es genauso, wie überall sonst. Das Elend regiert in der Stadt.
Schon die Römer wussten, wie man das Volk ruhig hält - mit Brot und Spiele nämlich. So findet einmal im Jahr ein Wettstreit statt: Der Sieger erhält ein Vermögen, kann sich in die besser riechende Provinz zurückziehen und dort versuchen, seine Taten im Spiel zu verdrängen.
Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Ein paar der Menschen können ihren Geist vom Körper lösen und andere Menschen übernehmen.
Zu diesen gehört Calla, einst eine behütet und im Luxus aufgewachsene Prinzessin, die seit der Machtübernahme ihres Onkels, die mit der Ermordung ihrer Eltern einherging - kann schon mal vorkommen, bei einem Putsch - einen Plan für ihre Rache am Onkel hat. Da dieser sich das ganze Jahr über im Palast verkriecht, muss sie hinein. Als Siegerin des Wettkampfes würde sie eine Audienz erhalten - die, so plant sie, unschön für ihren Oheim ausgehen würde.
Doch ist sie nicht allein bei dem Wettstreit, es gibt auch andere, die teilnehmen. Anton etwa, ihr erbittertste Rivale, der ihr einen Pakt vorschlägt - allein, im Finale kann nur einer triumphieren…
Asiatisch angehauchte Fantasy und SF ist gerade dabei, den internationalen Buchmarkt zu erobern. Nachdem die Verfasser die gängigen abendländischen Mythen weidlich ausgeschlachtet haben, ist ein neuer Blickwinkel anderer Kulturen und deren Mythen der Versuch, den abgestumpften Leser wieder einmal mit einem Buch zu packen.
Im Grunde genommen geht es um einen Rache-Plan, einen tödlichen Wettstreit und zwei Feinde, die dem üblichen Schema der Enemies to Lovers folgen.
In dem Handlungsort kann man unschwer eine Melange aus Hongkong und Kowloon erkennen, die die in Hongkong geborene Autorin natürlich gut kennt und entsprechend für sich nutzt.
Allerdings ist es einmal keine archaische Zeit, in die Chloe Gong uns entführt. Die Kulisse mischt dystopische Stadtbeschreibungen mit Figuren, die besondere Gaben ihr Eigen nennen und mal eben schnell einen anderen Körper besetzen, ein anderes Leben leben können.
Gong nimmt sich den Raum, uns ihre Figuren in Ruhe vorzustellen, ihre Historie aufzubauen, bevor es dann in den Wettstreit geht. Beide Figuren sind nun wahrlich keine netten Protagonisten, in die wir uns gerne hineinversetzen. Sie verfolgen ihre Ziele, ohne nach links oder rechts zu schauen, sind Egoisten par Excellence. So kommt es zu dem, was wir aus „Hunger Games“ und Konsorten kennen: Action, Gewalt und Romantik mischen sich zu einem grellen, rasant aufgezogenen Bild. Um den Leser dann bei der Stange zu halten, wartet ein wie üblich fieser Cliffhanger im Finale auf uns.
Bis dahin geht es actionreich voran, wobei ich zumindest, mit den letztlich doch recht flachen Charakteren nie wirklich warm wurde.