Olivie Blake: Für immer dein Feind (Buch)

Olivie Blake
Für immer dein Feind
(One For My Enemy, 2023)
Übersetzung: Heike Franck & Alexandra Jordan
Tor, 2024, Hardcover, 464 Seiten, 25,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

New York City, der Big Apple, ist auch ein Hort des Verbrechens. Hier kämpfen zwei rivalisierende Hexenfamilien um die Kontrolle über ihre jeweiligen kriminellen Unternehmungen und letztlich um die Herrschaft auf den Straßen der Stadt, die niemals schläft.

Auf der einen Seite des Konflikts stehen die Antonova-Schwestern, jede von ihnen schön, gerissen und rücksichtslos, und ihre Mutter, die Lieferantin von erstklassigen Rauschmitteln, die nur als Baba Yaga bekannt ist. Vis-à-vis versuchen die einflussreichen Fedorov-Brüder im Dienste ihres Vaters, des als Koschei der Todlose bekannten Verbrecherbosses, das magischen Manhattan zu beherrschen.

Zwölf Jahren zäher Ko-Existenz und eines brüchigen Burgfriedens sind vorbei. Eine Veränderung der Interessen einer Familie führt zum Bruch der bestehenden Pattsituation.

Als böses Blut beide Familien an den Rand einer Katastrophe bringt, greift das Schicksal mit einer zufälligen Begegnung der beiden jüngsten Familienmitglieder ein, die zu einer Liebe führt, die nicht sein soll, nicht sein darf.


Olivie Blake hat sich auch bei uns mit ihren gefeierten „Atlas Six“-Reihe einen Namen gemacht. Leserinnen und Leser haben die Bücher verschlungen, die Bestsellerlisten wurden erklommen, die Fans schrien nach mehr von der Verfasserin. Da kam es gut, dass diese ein altes 2019 geschriebenes und in Kleinauflage veröffentlichtes Manuskript in der Schublade hatte und flux präsentieren konnte.

In diesem nimmt die Autorin - deutliche - Anleihen an Shakespeares „Romeo und Julia“, reichert die bekannte Geschichte, die ja auch für die Bühne in Form der „West Side Story“ Pate stand, mit ein wenig Magie an - fertig ist das Buch und der potentielle Besteller. Überraschend für mich war dann, dass und wie Blake von dem Vorbild abwich. Immer wieder setzte sie andere Figuren, unterschiedliche Paare, als Handlungsträger ein, um so die Spannung aufrechtzuhalten. So schafft sie Überraschungsmomente, lässt ihre Leserinnen und Leser im Unklaren darin, welche Wendungen der Plot letztlich nehmen würde.

Gelungen ist die Melange zwischen Urban Fantasy und Romantik. Es gibt so einige Stellen, die sich wie ein großer Liebesroman lesen, die emotionalen Aspekte werden zum Teil deutlich, zumeist in den inneren Monologen, beleuchtet. Als ergänzenden Aspekt fügt die Verfasserin die Beschreibungen der Versuche der Kinder, sich aus der elterlichen Gängelung zu lösen und sich auch von ihren Geschwistern abzugrenzen, bei. In Kombination mit ihren Anleihen aus der russischen Folklore ergibt sich so ein anderes als das erwartete Bild.

Der Schreibstil ist sehr bildhaft, fast blumig zu nennen, die russische Folklore mit einer gehörigen Dosis Romantik und der erwarteten Dramatik kombiniert.