Gruselkabinett 192: Gefangen bei den Pharaonen, Howard Phillips Lovecraft (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 30. Oktober 2024 08:20
Gruselkabinett 192
Gefangen bei den Pharaonen
Howard Phillips Lovecraft & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Bodo Primus, Matthias Lühn, Fabienne Hesse u.a.
Titelbild: Bastien Ephonsus
Titania Medien, 2024, 1 CD, ca. 94 Minuten, ca. 8,99 EUR
Rezension von Christel Scheja
Schon mehrfach wurden in der „Gruselkabinett“-Reihe Geschichten von H. P. Lovecraft adaptiert, oft genug auch solche, die nicht offensichtlich zu seinem Mythos gehören und auch nicht ganz so bekannt sind. Darunter fällt auch die Geschichte „Gefangen bei den Pharaonen“, in der eine bekannte historische Persönlichkeit auftreten darf.
Im Jahre 1910 startet Harry Houdini zusammen mit seiner Frau Bess auf eine Reise durch Ägypten. Sie wollen das ursprüngliche Land abseits der üblichen Touristen-Hochburgen kennenlernen, wie es sie schon damals gab. Dieser Wunsch wird dem Bühnen-Magier auf unerwartete Weise erfüllt. Denn er gerät in die Falle von zwei recht dubiosen Einheimischen - einer davon der Führer, der ihnen schon vorher seltsame Dinge gezeigt hat. Die Beiden fesseln ihn und werfen ihn in eine tiefe Grube, in der er in nie zuvor gesehene Abgründe eintaucht.
Zu seinen Lebzeiten war Harry Houdini als Geisterjäger bekannt, der Spiritismus - wann immer er konnte - zu enttarnen versuchte, auch wenn oder gerade weil er selbst mit vielen Tricks und Illusionen arbeitete. Daher ist es umso interessanter, ihn tatsächlich mit dem Übernatürlichen zu konfrontieren.
Das merkt man auch der Geschichte an, die zu denen von Lovecraft gehörte, in denen er die dunklen Seiten alter Mythen und Aberglauben aufzeigt und natürlich mit seinem eigenen Mythos verbindet. Die Adaption greift dies allerdings auf eine Art auf, die vermutlich nicht allen Fans schmecken dürfte. Denn auch wenn das Hörspiel als solches beginnt und ein Wechselspiel verschiedener Figuren ist, so muss doch der Sprecher Matthias Lühn die Geschichte auf weiten Strecken als Ich-Erzähler allein tragen. Denn mit dem Sturz in der Grube ist er allein, der Beobachter des uralten Grauens, das unter den Pyramiden und der Sphinx lauert und die Vergangenheit mit der Gegenwart verbindet. Es gelingt ihm auch ganz gut, das Wechselbad der Gefühle in Houdini einzufangen, der lange Zeit rational zu bleiben versucht und dennoch am Ende nicht wirklich unterscheiden kann, ob es sich um durch Halluzinationen ausgelöste Wahnvorstellungen handelt, oder ob er wirklich etwas beobachten konnte, was nicht von dieser Welt ist - etwas, was für Lovecraft typisch ist.
Auch wenn das Hörspiel dadurch eher wie ein mit Sound-Effekten und Musik unterlegtes Hörbuch wirkt, so bleibt es doch spannend und unterhaltsam, fühlt man doch mit dem lebendigen Erzählstil des Sprechers mit, der die Atmosphäre der Geschichte gelungen einfängt.
„Gefangen bei den Pharaonen“ ist die interessante Adaption einer Lovecraft-Geschichte für die „Gruselkabinett“-Reihe, die der Stimmung der Erzählung gelungen und spannend einzufangen weiß, auch wenn die Art der Adaption vielleicht den einen oder anderen Zuhörer enttäuschen könnte.