Maximilian Ferreira Cress & Bernd Blaschke: Um jeden Preis (Buch)

Maximilian Ferreira Cress & Bernd Blaschke
Um jeden Preis
Atrium, 2024, Hardcover, 304 Seiten, 22,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Bernd Blaschke und Maximilian Ferreira Cress arbeiten als Team zusammen. Während ersterer als Drehbuchautor und Headwriter das Wissen für Drama und den spannenden Aufbau von Geschichten mitbringt, ist der andere ein erfahrener Journalist, der sich gerne mit brisanten Themen beschäftigt, unter anderem auch die Beschaffenheit der Polizei in Deutschland.


Michelle hat eigentlich nicht den Kopf für die Bitte ihres Kollegen Hamza, sich mit ihm näher mit den möglicherweise rechtsextremen Strukturen in der Hamburger Polizei zu beschäftigen, die schon einem Mann den Tod gebracht haben. Sie will eigentlich den Erben einer reichen Familie heiraten und ein Buch über die mächtigsten Frauen Deutschlands schreiben.

Dann aber wird Hamza niedergeschossen. Michelle ist zunächst erschüttert, wird dann aber aktiv und macht sich an seiner Stelle daran, mehr herauszufinden. Schnell entdeckt sie die kriminellen Machenschaften, Seilschaften und Netzwerke, die bis in die Kreise reichen, mit denen sie gerade zu tun hat. Die andere Seite schläft allerdings auch nicht.


Die beiden Autoren legen einen Thriller vor, der sich leider näher an der Wirklichkeit bewegt, als man wahrhaben möchte. Es ist zwar bekannt, dass es rechtsextreme Strukturen in der Polizei gibt, denn ab und an werden einmal Verbrechen aufgedeckt und geahndet, das Buch macht aber auch klar, dass dies oft genug Bauernopfer sind. Das bekommen dann auch Beamte wie Frida zu spüren, die es wagt, negativ gegen einen Kollegen auszusagen.

Durch Michelle bekommt der Leser aber auch Berührung zu den Reichen und Mächtigen in der „besseren Gesellschaft“, die durchaus ihre Gründe haben, mit rechtsextremen Gruppen zu sympathisieren, diese sogar zu unterstützen, weil sie selbst entweder keine weißen Westen aus der Vergangenheit mitbringen oder eben auch in illegale Geschäfte verstrickt sind.

Nach und nach werden die Strukturen enthüllt, und die Journalistin, die zunächst als sehr an ihrer eigenen Karriere orientiert beschrieben wird, entwickelt ein Gewissen, versucht die Wahrheit herauszufinden, was sie Einiges kostet.

Die Autoren bleiben zwar etwas auf Distanz, was die meisten Figuren angeht, allein Michelle und die Ex-Polizistin Frida wachsen dem Leser mehr ans Herz, zumal er durch sie miterleben darf, wie die rechten Netzwerke funktionieren und zu was sie bereit sind.

Das Ganze ist ausgezeichnet recherchiert, die Begegnungen werden sorgfältig und lebensnah in Szene gesetzt, so dass man den beiden Hauptfiguren sehr gerne bis zum bitteren Ende folgt, das ebenfalls aus der Wirklichkeit gegriffen ist und von jemanden sehr treffend zusammengefasst wird.

Alles in allem bieten die Autoren spannende Lesestunden durch einen Thriller, der mehr Hand und Fuß hat, als man ihm als idealistisch denkender Mensch zugestehen möchte. Aber genau das bringt einen als Leserin oder Leser auch klar zum Nachdenken.

„Um jeden Preis“ ist ein gleichermaßen unterhaltsamer, wie aufrüttelnder Polit-Thriller der nah an der Wirklichkeit ist, denn leider sind diese Netzwerke mit ihren Verbindungen zu Wirtschaft und Politik realistischer als man denkt und eben nicht so leicht auszuheben, auch wenn ihnen gelegentlich deutliche Rückschläge versetzt werden.