Sara Beth Durst: Spellshop - Vom Zauber der kleinen Dinge (Buch)

Sara Beth Durst
Spellshop - Vom Zauber der kleinen Dinge
(The Spellshop, 2024)
Übersetzung: Aimée de Bruyn Ouboter
Tor, 2024, Hardcover, 496 Seiten, 25,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Wenn der Verlag bei „Spellshop -Vom Zauber der kleinen Dinge“ von „Cottage Core“ und „Cozy Fantasy“ spricht, meint er damit eine Geschichte, in der nicht große Schlachten und schreckliche Gefahren auf die Leser warten, sondern kleine, manchmal sogar alltägliche Abenteuer mit einem ordentlichen Schuss märchenhafter Magie und sehr bodenständigen Figuren, die alle keine Helden sein wollen, aber es irgendwie dennoch sind, weil sie über die eigenen Ängste hinauswachsen. Der Autorin Sarah Beth Durst gelingt es, genau diesen Zauber einzufangen und eine zudem sehr spannende und immer wieder überraschende Geschichte zu erzählen.

 

Kiela war eigentlich immer sehr zufrieden damit, als Bibliothekarin im Hintergrund zu arbeiten, Bücher zu sortieren und archivieren. Doch dann muss sie fliehen, weil vor den Toren eine Rebellion tobt und auch noch die Bibliothek in Brand setzt. Zusammen mit ihrer sprechenden Topfpflanze zieht sie zurück in ihre alte Heimat.

Sie nimmt das Cottage ihrer Eltern wieder in Besitz und versucht sich eine neue Existenz aufzubauen. Dabei unterstützen sie bald nicht nur der nette Seepferdzüchter Larran, sondern auch die Bücher, die sie gerettet hat. Denn es gibt jede Menge zu reparieren und sich den Lebensunterhalt zu sichern, auch wenn sie das schon bald in Gefahr bringen könnte.


Denn wie man sich denken kann, darf auch die liebenswerteste Person nicht in Frieden leben, denn schon bald gibt es Ärger, ist die Magie eigentlich streng reglementiert und darf nicht von jedem eingesetzt werden. Aber zunächst einmal darf man als Leser Kiela und ihre Eigenarten kennenlernen. Denn die Bibliothekarin ist zwar eine menschenscheue Eigenbrötlerin, weiß aber dennoch pragmatisch zu handeln und sich nach und nach zu öffnen und so auch Freunde zu finden, auch wenn sie sich manchmal etwas ungeschickt anstellt, weil sie so verpeilt ist. Aber das macht sie noch sympathischer.

Zudem ist sie nicht perfekt in dem, was sie tut, was zu amüsanten Momenten führt, die einen immer wieder zum Schmunzeln bringen. Jedoch hat sie das Herz am rechten Fleck, wenn es darauf ankommt. Dadurch wird es jedenfalls nicht langweilig, sondern bleibt spannend, denn man weiß nie, welcher Herausforderung sie sich als nächstes stellt und wie sie sich aus Schwierigkeiten herauswindet. Das trifft nicht nur auf sie zu, einige Nebencharaktere erhalten ebenfalls Profil und interessante Hintergrund-Geschichten.

Auch wenn zwischenmenschliche Interaktionen sehr wichtig sind, so bleiben romantische Gefühle im Hintergrund. Man merkt zwar, dass es zwischen einigen Personen funkt, aber das bleibt bei Andeutungen, die zu den Figuren passen.

Die Autorin fügt zudem viele vertraute, märchenhafte Versatzstücke zu etwas Neuem zusammen, so dass auch der Hintergrund durch eine Lebendigkeit zu überzeugen weiß, die man so selten findet. Hier gehen Handlung und Hintergrund Hand in Hand, Spannung besteht von Anfang bis Ende, ohne dass Action und Gewalt einen Anteil an dem Abenteuer haben müssen.

„Spellshop - Vom Zauber der kleinen Dinge“ ist vielleicht kein Buch für diejenigen, die nach Action, Abenteuer und bösartigen Intrigen suchen, aber umso mehr für die, die märchenhaft-verspielte Geschichten mit sympathischen Figuren und einem zauberhaften Hintergrund zu schätzen wissen. Die Handlung sprüht voller Ideen und überraschender Wendungen, so dass es bis zum Ende niemals langweilig wird und lässt den Leser mit einem guten Gefühl zurück.