Lauren Roberts: Das Spiel - Powerless 1 (Buch)

Lauren Roberts
Das Spiel
Powerless 1
(Powerless, 2023)
Übersetzung: Vanessa Lamatsch
Penhaligon, 2024, Paperback, 656 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Lauren Roberts stammt aus Michigan. Wenn sie nicht gerade schreibt, kuschelt sie sich mit einem guten Fantasy-Roman ein oder teilt ihre Vorlieben mit ihren über 400.000 Followern bei TikTok. Ihr Debüt, „Das Spiel“, erscheint nun bei Penhaligon und ist Auftakt der „Powerless“-Trilogie.


Nach einer Seuche haben viele Bewohner des Königreichs Ilya magische Fähigkeiten erhalten. Seither wird Jagd auf jeden gemacht, der diese nicht besitzt. Auch Paedyn Gray gehört dazu, konnte sich bisher aber schützen, weil sie die Fähigkeit besitzt, andere Menschen lesen und zudem gut kämpfen zu können.

Dennoch landet sie in den aktuellen Säuberungsspielen, wohl weil sie ausgerechnet Kai, den zweiten Prinzen des Reiches, gerettet hat und damit dem König ins Visier geraten ist. Doch kann sie in dem Wettstreit überleben, in dem vor allem die besonderen Fähigkeiten zählen?


Der Roman zählt zu den auf TikTok und anderen Plattformen gehypten Romanen, was vermutlich auch ein wenig an der Autorin und ihren Followern liegt und nicht unbedingt an der Qualität der Geschichte. Denn schon der Klappentext verrät Einiges: Die Autorin bedient sich vieler Elemente und Klischees, die seit den „Hunger Games“ sehr beliebt sind, angefangen mit dem gnadenlosen System, das junge Leute verheizt, bis hin zum Widerstand, garniert dies mit einer starken und selbstbewussten Heldin und einem überaus gefährlichen jungen Mann dazu, die sich von nun an stetig umkreisen.

Immerhin lässt sie die Liebesgeschichte noch nicht eskalieren, eher im Gegenteil. Allerdings kreist die Handlung nur um dieses Thema. Der Weltenbau wird völlig außer Acht gelassen, man erfährt wenig über die Entstehung der Zweiklassengesellschaft, die Kultur und die Politik des Landes. Zudem fragt man sich mehrfach, warum die sogenannten Eliten nicht mehr aus ihren Gaben machen, als nur mit ihnen herumzuspielen oder andere zu drangsalieren und in Spielchen verheizt zu werden.

Der Fokus liegt zudem so stark auf den beiden Hauptfiguren, dass alle anderen Charaktere blass bleiben, einzig und allein als Stichwortgeber und Kanonenfutter dienen. Selbst die Gegenspieler sind auf ein paar wenige Eigenschaften und Taten reduziert. Den Hauptfiguren ergeht es letztendlich auch nicht viel besser, entsprechen sie doch genau den Archetypen, die heute in der Romantasy fast schon Standard sind, was ihre Motivation, sich auf das Spiel einzulassen und gelegentlich auch mal aus dem Zwang auszubrechen, durchweg hölzern wirken lässt.

Heraus kommt so eine zwar flott erzählte, aber bei genauerem Hinsehen recht fade und eindimensionale Geschichte, die sich lieber in seitenlangen Dialogen und romantischem Hin und Her ergeht, als wirklich spannende Entwicklungen und einen interessanten Hintergrund zu bieten oder wenigstens ein paar frische Ideen zu bieten.

„Das Spiel“, der erste Band der „Powerless“-Trilogie, ist leider eine Enttäuschung, setzt die Autorin doch durchweg auf bekannte Versatzstücke des Romantasy-Genres und anderer erfolgreicher Serien und konzentriert sich ganz auf das Liebesgeplänkel und seitenlange Dialoge, garniert mit ein wenig Action.

Fantasy-Fans werden auf ganzer Linie enttäuscht, denn das Buch besitzt weder einen interessanten und glaubwürdigen Weltenbau noch Charaktere, die mehr als Stichwortgeber oder moderne Archetypen sind.