Mary Wollstonecraft Shelley & Bernie Wrightson: Frankenstein (Buch)

Mary Wollstonecraft Shelley & Bernie Wrightson
Frankenstein
(Frankenstein, 1818)
Übersetzung: Heinz Wiedtmann

Einleitung: Stephen King
Essays: Margarete Brantley
Wandler, 2024, Hardcover, 234 Seiten, 49,95 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Die Geschichte ist eigentlich jedem bekannt, der sich auch nur ansatzweise für Phantastische Literatur interessiert, bekannt.

„Frankenstein“ von Mary Shelley erzählt die Geschichte des jungen Wissenschaftlers Victor Frankenstein, der besessen davon ist, Leben zu erschaffen. In der Universitätsstadt Ingolstadt schafft er ein Monster aus verschiedenen Körperteilen und verleiht diesem Leben, doch als er das Ergebnis betrachtet, erschrickt er vor seiner eigenen Kreatur und verlässt sie.

Das Monster, allein gelassen und von der Welt abgelehnt, entwickelt eine tiefe Bitterkeit und Rache-Gefühle gegenüber seinem Schöpfer. In Genf stoßen die beiden, Schöpfer und sein Geschöpf, wieder zusammen. Hier erzählt das autodidaktische Geschöpf seinem Schöpfer in eindringlichen Bildern von seinem Schicksal, den Heimsuchungen durch die Menschen und seiner Einsamkeit. Er bittet um eine Gefährtin - die Frankenstein auf einer schottischen Insel schaffen will. Allerdings überkommen dem Wissenschaftler Zweifel, die dazu führen, dass er sowohl die Gefährtin, als auch seine Forschungsergebnisse vernichtet. Die weitere Flucht führt ihn in die Arktis - doch auch hier findet ihn sein Geschöpf…


Insofern war für mich, als ich von der Neuausgabe erfuhr, zunächst die Frage, ob es eine weitere deutschsprachige Edition, insbesondere nach der fulminanten Ausgabe der arsEdition im Dezember 2023, überhaupt braucht? Nun, wer den übergroßen Band erstmals in den Händen hält, dessen bibliophiles Herz geht auf! Da kann es auf meine anfängliche Frage nur eine Antwort geben und die heißt: Ja, braucht es.

Ein Rundum-Goldschnitt, Lesebändchen, eine sehr persönliche, fast launisch zu nennende Einleitung des Horror-Großmeisters Stephen King himself, dazu eine zeitkritische Einordnung von Margaret Brantley erwarten den Interessenten. Schlägt man dann das Werk auf, stößt man alsbald auf 46 ganzseitige Schwarzweiß-Illustrationen des bekannten, ja gefeierten Zeichners Bernie Wrightson.

Diese, fast ein wenig an Comic-Skizzen erinnernden Umsetzungen des Inhalts in eine graphische Dimension, fügen dem Text eine weitere Ebene hinzu, die uns Rezipienten förmlich in das Geschehen hineinzieht. Ich vertiefte mich minutenlang in die jeweilig die Szene optisch umsetzende Graphik, schaute verblüfft, wie der Zeichner, ein wahrer Künstler seines Fachs, nicht nur den Inhalt, sondern auch die Stimmung eingefangen und umgesetzt hat.

Insgesamt ein echter Schmuckband, der eine jede Sammlung ziert, der mich insbesondere durch die Illustrationen und die tolle Aufmachung in seinen Bann gezogen hat, und der seinen Obolus definitiv Wert ist.