Joe R. Lansdale: More Better Deals - Tödliche Geschäfte (Buch)

Joe R. Lansdale
More Better Deals - Tödliche Geschäfte
(More Better Deals, 2020)
Übersetzung: Wulf Bergner
Titelbild: Dirk Berger
Festa, 2024, Hardcover, 334 Seiten, 22,90 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Irgendwo im Süden der USA in den 50er oder 60er Jahren. Die Rassentrennung ist, hier zumindest, noch nicht überwunden, die alten, unguten Werte, sie zählen noch. Genau hier verdient Ed sein Geld. Niemand weiß, dass er einen Afro-Amerikaner als Vater hatte, seine weiße Mutter hat ihm seinen Teint, der ihn so gerade noch als italienisch-Stämmig durchgehen lässt, vererbt. Ed verdient seine Brötchen damit, naiven, jungen weißen Pärchen Schrottautos anzudrehen - und er ist gut in seinem Job!

Eines Tages soll er, da die vereinbarten Raten nicht beglichen werden, einen roten Cadillac - eines der wenigen Autos, das den Namen Auto beim Verkauf auch Wert war - zurückholen. Frank, der Käufer, ein ständig betrunkener, gewalttätiger Handlungsreisender, ist nicht da, wohl aber die hübsche und einsame Ehefrau Nancy und, in dem Schuppen, der Cadillac.

Es kommt, wie es kommen muss, die sich anbahnende Affäre führt zu einem perfiden Plan: Frank muss weg - dann gehört die Lebensversicherung, das Drive-in und der Tierfriedhof Nancy und Ed - nur kommt es ersten anders, als man zweitens plant…


Lansdale macht das, was er am besten kann: Er übt beißende Gesellschaftskritik, berichtet uns überzeugend und gleichzeitig unterhaltsam vom Elend des schwarzen Ghettos, der Perspektivlosigkeit der Armen und dem Rassismus auf beiden Seiten. Ja, nicht nur die Weißen verunglimpfen ihre dunkelhäutigen Landsleute, auch die Afro-Amerikaner haben ihre fest gefügten Vorurteile, was die Weißbrote anbelangt.

Das ist deftig, ja vulgär, voll schwarzem Humor, dabei aber auch beißend real und aufwühlend. Und es ist packend. Lansdale mixt ein wenig Noir-Krimi in die Darstellung eines Verbrechens, überrascht uns immer wieder mit skurrilen Situationen und Situationskomik, behält dabei aber insbesondere den tagtäglichen Rassismus genau im Visier. Das Ergebnis liest sich dann ein wenig wie ein „Hap & Leonard“-Roman ohne dieses Duo, ist ein schonungsloses Bild der Zustände und des Denkens in den USA der Korea-Nachkriegs-Ära, einem Zustand, dem man sich zumindest - wenn man die Ausführungen im „Project 2025“ ansieht - wieder annähert… dabei schienen diese unguten Zeiten doch vorbei zu sein.