Judith Gridl: Der tiefste Punkt (Buch)

Judith Gridl
Der tiefste Punkt
Knaur, 2024, Taschenbuch, 368 Seiten, 12,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Julia Gridl lebt mit ihrer Familie und arbeitet als Autorin von Drehbüchern und Fernsehjournalistin in Berlin, betreibt mit Klaus Rathje den Literatur-Podcast „Berliner Zimmer“. Sie hat 2017 bereits einen Jugendroman veröffentlicht. „Der tiefste Punkt“ ist ganz offensichtlich ihr erster Thriller.


Das kleine Dorf Reetna wird durch eine Schiffskatastrophe erschüttert, denn ausgerechnet ein Ausflugsschiff mit vierundzwanzig Hochzeitsgästen verunglückt während eines Sturms. Auch wenn keiner überlebt hat, so glaubt Informatikerin Nina doch daran, ihren Mitbewohner Simon nach dem Unglück gesehen zu haben, auch wenn das nicht sein kann.

Zusammen mit Matthew, einem Piloten der Seenotrettung, stößt sie schon bald auf Ungereimtheiten und Geheimnisse, vor allem als auch noch in der Wohnung eingebrochen und einige Dinge von Simon gestohlen werden. Das intensiviert ihre Bemühungen, Licht in die Sache zu bringen - auch wenn sie sich selbst dadurch in tödliche Gefahr bringen.


Das eigentliche Geschehen mag zwar tragisch sein und für einige Zeit die Dorfbewohner und die Medien beschäftigen, die Geschichte schlägt aber schnell eine andere Richtung ein, denn die Hauptfigur Nina merkt, dass da noch etwas anderes im Busch ist. Denn nicht nur, dass sie glaubt, ihren Mitbewohner später noch einmal gesehen zu haben, nein es wird auch in die gemeinsame Wohnung eingebrochen und das ist schon seltsam genug.

Zusammen mit Matthew von der Seenotrettung, der sich fragt, wie das Unglück überhaupt passieren konnte, machen sie sich auf eine interessante und solide aufgebaute Spurensuche.

Das ist aber bei Weitem nicht die einzige Handlungsebene, denn die Autorin widmet sich auch der Astronautin Shana und ihren Erlebnissen auf der ISS, wie dem Versuch einiger Leute, Wilderern in einem kenianischen Nationalpark das Handwerk zu legen. Und tatsächlich sind diese Ereignisse alle miteinander verknüpft und werden mit der Zeit auch offenbar, denn hinter all dem steckt tatsächlich etwas, was nicht von der Hand zu weisen ist, da auch schon in der Realität geschehen.

Die Geschichte ist spannend und unterhaltsam aufgebaut, durch den Wechsel der Handlungsebenen bleibt es spannend. Zudem lernt man die wichtigsten Figuren auch in ihrem Alltag kennen und schätzen. Allerdings wird zum Ende hin ein wenig zu oft der Zufall bemüht und der Abschluss könnte nicht für alle Leser befriedigend sein, da einige Dinge doch offenbleiben.

Alles in allen präsentiert sich der Thriller mit vielen interessanten Ideen und Einblicken, sympathischen Figuren und einer Handlung, die sich im Bereich des Möglichen befindet. Das Ganze ist flott und ohne Längen geschrieben.

„Der tiefste Punkt“ bietet eine solide Geschichte mit interessanten Ideen und Figuren, zu denen man gerne eine Bindung aufbaut. Wichtige Themen werden angesprochen und realistisch betrachtet, allerdings trüben die kleinen Schwächen zum Ende hin ein wenig das Gesamtbild.