Holly Black: Der gefangene Prinz - Elfenerbe 2 (Buch)

Holly Black
Der gefangene Prinz
Elfenerbe 2
(The Prisoners Throne. A Novel of Elfhame, 2024)
Übersetzung: Anne Brauner
Titelbild: Sean Freeman
Karte und Innenillustrationen: Kathleen Jennings
cbj, 2024, Hardcover, 432 Seiten, 22,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Willkommen zurück, einmal mehr in der etwas anderen Welt der Elfen.

Prinz Oaks ehemalige Freundin Wren herrscht zwischenzeitlich über den „Hof der Zähne“. Dass ihr einstiger Freund sie verraten hat, das hat sie weder vergessen, noch verziehen. So darf Oak derzeit die Gastfreundschaft der Königin im hohen Norden genießen - tief unter der Erde, in einem kalten Verlies, versteht sich.

Wren, wie auch der gefangene Prinz ahnen, dass Hochkönig Cardan und Hochkönigin Jude alles in ihrer Macht Stehende versuchen werden, um diesen zu befreien. Eigentlich könnte er sich also zurücklehnen und abwarten, bis er gerettet wird - allein, so etwas ist so gar nicht nach seinem Gusto.

Als sich die Elfentruppen des Hochkönigs nähern, muss Oak sich entscheiden: sucht er die Sicherheit seiner Befreier, auch wenn dies vielleicht das Leben der einzigen Frau, der er je seine Liebe geschenkt hat, kosten könnte, oder versucht er, allen Vorkommnissen zum Trotz, Wren zu retten und den drohenden Krieg zu verhindern?


Mit der „Elfenerbe“-Dilogie, die mit vorliegendem Buch abgeschlossen wird, kehrt Holly Black in ihre bekannte und beliebte Welt der „Elfenkrone“-Saga zurück und erzählt uns eine neue Geschichte mit frischen Protagonisten.

Im zweiten Teil wechselt der Fokus - statt Wren steht dieses Mal der Elfenprinz Oak im Zentrum des Plots. Und eben jener Prinz überrascht alle: statt der hilflose, verwöhnte Thronfolger ohne große Ambitionen zu sein, beweist er, was in ihm steckt. Bauernschlau, intrigant und in gewisser Weise rücksichtslos plant er sein Vorgehen, geht Risiken ein, die ihn selbst und alle um ihn herum gefährden. Ja, er macht Fehler, versucht aber, aus diesen zu lernen und reift so gerade an dem, was er falsch macht, am meisten.

Gleichzeitig ist er innerlich zerrissen - soll er seinen Gefühlen für Wren folgen, ist seine Liebe echt und ist diese den Preis, den sie fordern wird, überhaupt wert? Schließlich reden wir hier von Wren, einer skrupellosen Frau, einem Monster in wohlgefälliger Gestalt.

Man sieht schon, auch der innere Schwerpunkt des Romans hat sich, verglichen mit dem Auftaktband, gewandelt. Vorliegend stehen weit mehr als im ersten Teil die Gefühle der Handelnden im Vordergrund - erweisen diese sich doch als die Auslöser für das Geschehen.

Für Leser, die die „Elfenkrone“-Reihe begeistert gelesen haben, bietet dieser Zweiteiler genau das Gesuchte. Man muss dabei die ersten Teile der Saga nicht unbedingt gelesen haben, um sich zurechtzufinden, es erleichtert aber sowohl den Einstieg wie das Lesevergnügen.

Der Verlag hat sich mit dem Buch wieder sehr viel Mühe gegeben. Rundumfarbschnitt mit dem Motiv eines Baumes und eines farbenprächtigen Schmetterlings - da sticht das Buch schon aus dem Berg der monatlichen Novitäten heraus.

Alles in allem eine gelungene Rückkehr, an der die Fans der bisherigen Abenteuer ihre Freude haben werden, die auf bekannte Themen und Versatzstücke zurückgreift, dabei aber genügend Eigenständigkeit bewahrt, um zu faszinieren und mit großen Gefühlen punktet.