Rebecca Ross: Divine Rivals (Buch)

Rebecca Ross
Divine Rivals
(Divine Rivals, 2023)
Übersetzung: Ulrike Gerstner
Titelbild: Kelley McMorris
Lyx, 2024, Hardcover, 494 Seiten, 24,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Das Leben schien vorgezeichnet zu sein. Iris sollte, das hat sie zumindest ihrem Bruder fest versprochen, die Schule abschließen, um anschließend eine richtige Ausbildung zu beginnen. Diese Pläne sind Makulatur, als die Jahrhunderte lang schlafenden Götter von Gambria erwachen und stante pede einen erbarmungslosen Krieg vom Zaun brechen. Vornehmlich junge Männer aus der verarmten Unterschicht werden zum Dienst an der Waffe eingezogen - Iris‘ Bruder Forest ist dabei.

Als ihre Mutter sich dann, nachdem ihr Sohn an der Fronst vermisst wird, dem Trost des Hochprozentigen hingibt, sind alle Pläne passé - Iris muss schauen, dass die Familie wirtschaftlich überlebt.

Entgegen allen Versprechungen gegenüber Forest bricht sie die Schule ab, beginnt eine niedrig dotierte Stelle bei der „Oath Gazette“. Ihre Verzweiflung lässt sie in Briefen an ihren verschollenen Bruder heraus, die nie abgesandt im Schrank verschwinden.

Einen Hoffnungsstreifen gibt es am wirtschaftlich klammen Horizont: Bei der „Oath Gazette“ ist die Stelle einer Kolumnistin neu zu besetzen - eine Beförderung, die die schlimmste Not lindern könnte. Allein, sie ist mit ihrer Bewerbung nicht allein. Der begüterte, selbstgefällig auftretende Roman Kitt hat es auch auf den Posten abgesehen.

Nur eines hält sie noch aufrecht: auf ihre nie abgesandten Briefe an den Bruder erhält sie Antwort - von wem, weiß sie nicht, wie, das ist unklar, doch der Schreiber, der ihr antwortet, offenbart so viel Empathie, dass sie sich zumindest getröstet fühlt.

Dass die beiden Schreibmaschinen von Iris und Roman magisch miteinander verbunden sind, dass ausgerechnet der Schnösel hinter dem Trost steckt, ahnt sie nicht - während die Front immer näher rückt…


Das Pfund, mit dem Ross vorliegend wuchert sind ganz eindeutig ihre liebevoll und vielschichtig beschriebenen Figuren. Hier packt die Verfasserin ihre Leserinnen und Leser, baut zunächst behutsam, später dann deutlicher, ihre Liebesgeschichte auf.

Als Bühne dient ihr dabei eine Welt, in der leibhaftige Götter zusammen mit ihren gläubigen Untertanen Krieg gegeneinander führen. Die Schlacht-Beschreibungen erinnern dabei an die Bilder, die wir aus dem Ersten Weltkrieg kennen und fürchten, offenbaren die Schrecken des Krieges, stellen diesen aber die anheimelnde Love Story mit Hindernissen entgegen.

Das Gebotene ist eine Romantasy, die phantastische Elemente nur als Beiwerk zum eigentlichen Plot nutzt. Es geht um die Gefühle zwischen den Beiden, wie sie versuchen, mit den dramatischen Geschehnissen um sie herum fertigzuwerden, nicht alle Hoffnung zu verlieren.