Everina Maxwell: Herz des Imperiums (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 26. Juni 2024 14:53
Everina Maxwell
Herz des Imperiums
Winter‘s Orbit 1
(Winter‘s Orbit, 2021)
Übersetzung: Sabine Elbers
Titelbild: Magdiel Lopez
Cross Cult, 2024, Paperback, 552 Seiten, 18,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
„Herz des Imperiums“ ist das Debüt von Everina Maxwell und versucht, frischen Wind in die Science Fiction zu bringen. Denn Queerness ist kein Problem mehr in der zukünftigen Welt, die sie mit ihren eigenständigen Einzel-Geschichten beleben will. Der Auftakt macht „Herz des Imperiums“, ein Abenteuer, das sich in höchsten Kreisen bewegt.
Kiem hat sich bisher nicht gerade als herausragendes Mitglied der kaiserlichen Familie hervorgetan. Der Lebemann ist relativ unbeliebt und man hält ihn für unfähig. Warum er dann als Faustpfand für eine wichtige Allianz herhalten und Graf Jainan heiraten soll, das bleibt schleierhaft. Auch wenn beide Männer eigentlich nicht heiraten wollen, fügen sie sich um ihrer Planeten willen in die Ehe. Schon bald wird aber auch Kiems Interesse geweckt, ist sein Mann doch nicht nur Witwer, sondern wird auch eines Mordes verdächtigt. Bei ersten Nachforschungen wird klar, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist.
Der hier vorliegende Roman glänzt nicht mit epischen Raumschlachten oder der Beschreibung exotischer Welten und Völker oder Kulturen, denn tatsächlich bleibt der Hintergrund relativ schwammig, erfährt man doch nicht gerade viel über die politische Struktur des Imperiums und seiner Verbündeten und auch nur wenig von der Kultur. Es ist eben nur gang und gäbe, dass es normal ist, wenn Männer Männer heiraten, jemand nonbinär ist und so fort, genau diese Dinge spielen keine Rolle mehr.
Ansonsten könnte die Geschichte durchaus auch in einem anderen Setting spielen, geht die Autorin doch auch nicht großartig auf Technik ein, sondern konzentriert sich nur auf die Figuren und die sie umgebenden Beziehungsgeflechte und daraus resultierenden Intrigen.
Die Romantik bleibt tatsächlich eher untergeordnet, denn die Hauptfiguren brauchen erst einmal eine ganze Weile, um sich zu beschnuppern und nach und nach miteinander warm zu werden, sind dann auch damit beschäftigt, die Probleme zu lösen, mit denen sie schon bald zu kämpfen haben werden. Denn auch wenn der erste Gefährte von Jainan tot sein mag, so überschattet doch dessen letzte Arbeit und die damit verbundenen Geheimnisse den ganzen Pakt, der geschlossen werden soll.
Das Buch ist flüssig geschrieben, angenehm zu lesen, kommt aber dennoch lange nicht wirklich in Fahrt, da zu viel Beziehungsgeplänkel den Raum einnimmt, den das Abenteuer gebraucht hätte, um wirklich zu fesseln. Zum Ende hin werden die Probleme auch überraschend schnell gelöst.
Was bleibt ist ein eher zwiespältiger Eindruck, denn „Herz des Imperiums“ wartet zwar einerseits mit einigen netten Ideen auf, enttäuscht dann aber auch wieder, weil die Science Fiction hier wieder einmal nur als Setting für einen romantischen Thriller verwendet wird, der durchaus auch in einem anderen Umfeld hätte spielen können.