Patrick J. Grieser: Die Arkham-Expedition (Buch)

Patrick J. Grieser
Die Arkham-Expedition
Der Primus 3
Titelbild: Jan Balaz
Atlantis, 2023, Paperback, 476 Seiten, 16,90 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Willkommen in Arkham, dem kleinen, abgelegenen, gottverlassenen Städtchen an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Es sind die - im wahrsten Sinne des Wortes - verrückten 20er Jahre. Eine Zeit, in der Verbrecher-Barone ihre Herrschaft immer weiter ausdehnten, sich als seriöse Geschäftsmänner positionierten.

Gilbert Farnsworth ist ein solcher Selfmade-Milliardär. Offiziell gehört ihm die örtliche Zeitung nebst Verlag, in dem er seine Lieblingslektüre - eine Reihe namens „Phantastische Archive“ innerhalb seiner Arkham Press veröffentlichen lässt. Er hat sogar einen eigenen Lohnschreiber: Donald Eldritch, einen jungen Mann voller Ideen - bis, ja bis diesen, trotz oder vielleicht gerade wegen des regelmäßigen Konsums von „Devil's Dust“, wie das Kokain treffend umschrieben wird, eine Schreibblockade heimsucht.

Die Geschehnisse geraten in Fahrt, als Farnsworths Tochter aus ihrem Zimmer entführt wird. Hilflos müssen der Milliardär höchstselbst und seine Köchin mitansehen, wie die junge Frau, durch ein gleißende Portal in eine andere Welt gezogen wird.

Henry Marsh aus Innsmouth, ein Okkultist, der unter dem sagenumwobenen Aleister Crowley studierte, soll die Expedition anführen, die die Entführte befreien soll. Die Spur führt in eine Stadt, die ebenso sagenumwoben, wie gefährlich ist: die „Stadt der Nacht“ jenseits der Sterne lässt einen Jeden, der ihre Grenzen übertritt, nie wieder aus ihren Klauen - und selbige sind grausam, mitleidlos und mächtig.

Zur gleichen Zeit werden auch alte Bekannte des Unheimlichen in die Welt der „Stadt der Nacht“ verschlagen: der Cowboy alias Rainer Mehnert (vgl. „Der Primus“ sowie „Der Schreiberling“), der Totengott Thanatos und ein drogensüchtiger 80er gelangen vor Ort - ein Ort, an dem keiner der Reisenden eigentlich sein sollte, an dem auf sie nur Leid und Gefahr, Schmerz und Verzweiflung wartet…


Trotz Verlagswechsel beendet Patrick J. Grieser seine Trilogie mit vorliegendem Band. Ein Buch, das inhaltlich klar im Bereich des Pulps angesiedelt ist, ein Roman, der mit Motiven Lovecrafts spielt, dabei Stereotype en masse auffährt, nur um diese dann ein klein wenig abzuwandeln und ins Gefecht zu schicken.

Dabei brennt der Verfasser ein wahres Feuerwerk an Action-Szenen ab. Verbindendes Glied bleibt denn auch die Stadt, deren Anblick einen schwindeln macht, die unbegreiflichen Einwohnern ein Heim bietet und deren Visite dazu führt, dass der Besucher, so er denn überhaupt entkommen kann, eigentlich nie wieder zurückkehren darf.

Grieser lässt noch einmal die wesentlichen Figuren aus den ersten beiden Bänden auftreten, fügt diesen aber neue Handelnde hinzu. Danach geht es mit Verve hinein ins trashige Abenteuer. Hier erwarten uns bekannte Szenarien, die in den Handlungskosmos der bisherigen Bände eingepasst werden und letztlich mit einem befriedigenden Finale enden.

Insgesamt ein würdiger Abschluss der Trilogie, der mir insbesondere in dem Handlungsfaden um den Verlagsinhaber sehr gut gefallen hat.