Gruselkabinett 190: Schauermärchen 1, Jacob & Wilhelm Grimm (Hörspiel)

Gruselkabinett 190
Schauermärchen 1
Jacob & Wilhelm Grimm & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Bodo Primus, Reinhilt Schneider, Benedikt Weber u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2024, 1 CD, ca. 84 Minuten, ca. 8,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Die Gebrüder Grimm sind Vielen vermutlich durch ihre Märchen-Sammlungen für Kinder bekannt, die auch heute noch immer sehr gerne umgesetzt werden, wenn auch oft in freien Interpretationen. Doch nicht alles, was die beiden veröffentlicht haben, ist wirklich jugendfrei. Das beweisen die vier Geschichten, die in „Schauermärchen 1“ präsentiert werden.


„Blaubart“ ist ein König, der eine hübsche junge Frau zu sich in sein Schloss holt, doch als er einmal unterwegs ist, betritt sie einen Raum, der seine wahre Natur enthüllt.
Um seine Tochter vor dem Teufel zu schützen, wird sie „Das Mädchen ohne Hände“. Doch weil sie ohne Schuld ist, mag ihr Weg dornenreich sein, führt aber ins Glück.
„Der Räuberbräutigam“ und seine Spießgesellen treiben gar Ungeheuerliches in ihrer Lasterhöhle.
So wie auch „Der liebe Roland“ seiner Auserwählten gegenüber einer bösen Hexe beisteht.

 

Tatsächlich sind die Märchen nicht ohne, denn es wird auf grausame Art gemordet, reichlich Blut vergossen und die Bösen schrecken auch nicht vor den Schlimmsten aller Verbrechen zurück, vor allem wenn sie Hexen oder Räuber sind. Die Helden haben quasi immer eine Art Schutzengel an ihrer Seite, in einer Geschichte sogar buchstäblich, die ihnen am Ende dabei helfen, doch irgendwie ihr Glück zu finden und sei es im Schoß ihrer Familie.

Wie immer tragen die Charaktere nur selten einen Namen, sind meistens Archetypen, die im Volksglauben auch schon einmal gerne mit dem Teufel oder dem Bösen in Verbindung gebracht werden. So ist es auch kein Zufall, dass viele Müller auf die eine oder andere Art und Weise eine Rolle spielen. Das Gute und Reine tritt wie immer als schöne, fromme und redliche Jungfrau in Erscheinung und erfüllt damit auch ein klassisches und damit sehr konservatives Bild, denn sie bleiben bis auf die junge Heldin an der Seite des Roland eigentlich mehr oder weniger passiv.

Ebenfalls wie immer haben die Sprecher sehr viel Spaß an ihren Rollen, vor allem die Bösen wissen sich gekonnt in Szene zu setzen und ihre verdorbene Ader stimmlich darzustellen, so dass man sich gelegentlich schon gruselt, vor allem weil auch die Sound-Effekte stimmen.

Man mag über manche Inhalte denken, was man will, die Sammlung zeigt jedoch sehr schön, dass nicht jedes Märchen kindgerecht ist, sondern tatsächlich weit in das Horror-Genre hineinreichen kann, wenn man sich das entsprechende Kopfkino erlaubt.

„Schauermärchen 1“ sei daher all jenen empfohlen, die Spaß an den düsteren Märchen der Schauer-Romantik haben und auch keinen Schock bekommen, wenn es böse, blutig und gelegentlich sogar einmal ein wenig pervers wird. Es ist allerdings der damaligen Zeit geschuldet, dass dieser Horror dann auch entsprechend geahndet wird und der christliche Glaube oft genug eine wichtige Rolle spielt.