Brandon Mull: Dragonwatch 1 (Buch)

Brandon Mull
Dragonwatch 1
(Dragonwatch, 2017)
Übersetzung: Gerda M. Pum
Titelbild: Brandon Dorman
Adrian, 2024, Paperback, 400 Seiten, 14,95 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Die Dämonen sind besiegt, der Untergang der Welt verhindert - ergo Zeit, die Beine hochzulegen und sich auszuruhen. Dumm dann, wenn zwar ein wirklich fieser und gefährlicher Gegner besiegt wurde, eine neue Gefahr aber ihr Haupt reckt. Die Rede ist von den Drachen. Drachen? Ja, die geflügelten Wesen, die im Krieg gegen Zzyzx mitgeholfen haben, die Dämonen zu besiegen, wollen ihre Freiheit.

Seit Jahrhunderten sind sie in ihren Refugien eingeschlossen - seitdem ihr Plan, die Herrschaft über die Welt und deren Bewohner, inklusive der Menschen versteht sich, zu übernehmen. Die Agenten der Dragonwatch haben damals dafür gesorgt, dass sie sich in Drachensanktuarien zurückzogen - jetzt wollen die Feuerspeier einen neuen Angriff wagen.

Celebrant, König der Drachen und Hüter von Wyrmroost, hat sich an die Spitze der Rebellion gesetzt. Doch er kann dem Sanktuarium nur entkommen, wenn kein anderer Verwalter eingesetzt wird. Nun raten Sie mal, wen die Organisation auf den vakanten Platz setzt? Richtig, Kendra und Seth sehen sich plötzlich dem intriganten, aggressiven Drachen gegenüber. Nur wenn es ihnen gelingt, ein wohlverborgenes Zepter zu finden, könnten sie die magischen Mauern rund um das Gebiet aufrechthalten.

Da kommt es wirklich geschickt, dass sie Freunde haben, die für und mit ihnen durch dick und dünn gehen - zum Beispiel ihren Vetter, der von dem ganzen magischen Kram nichts wissen darf, oder Calvin, den winzigen Helden vom Volk der Nipsis. Angeführt von Seth machen sie sich dran, dem König aller Drachen eine lange Nase zu drehen…


Es geht weiter in der Welt von Fabelheim. Nach der Neuauflage der ersten fünf Bände, die einst bei Blanvalet erschienen waren, setzt der Adrian Verlag nun die Reihe mit dem zweiten, wiederum fünf Teile umfassenden Zyklus fort.

Das typische Fabelheim-Feeling kommt dann auch gleich zu Beginn auf. Natürlich baut Mull auf die eingeführten Figuren, die jeweils ihre Fans unter den Leserinnen und Lesern haben. Die etwas ältere Kendra, bei der sich erste romantische Gefühle regen und ihr ungestümer jüngerer Bruder mit seinen Kumpeln ergänzen sich hier herrlich.

Gerade, weil sie von ihrem Naturell her so unterschiedlich sind, bieten sie sich als Identifikationsfiguren für die angepeilte Zielgruppe wunderbar an. Entsprechend ist ihre jeweilige Zeichnung auch überzeugend und detailreich ausgefallen. Sie agieren weiterhin ihres Alters entsprechend, haben aber auch aus ihren Erlebnissen und Erfahrungen gelernt und sind ein klein wenig verantwortungsbewusster geworden, insbesondere Seth.

Natürlich gleicht die Ausgangslage dem ersten Zyklus. Ausgehend von der Tatsache, dass unsere Protagonisten mittlerweile von der Existenz der Refugien und den übernatürlichen Wesen dort wissen, geht es einmal mehr darum, die unwissende Menschheit vor der drohenden Versklavung und Vernichtung, dieses Mal durch die Drachen, zu bewahren.

Dabei nehmen unsere Geschwister vorliegend eine deutlich verantwortungsvollere Aufgabe wahr. Nicht länger sind sie Kämpfer, die sich ihren Großeltern förmlich aufdrängen müssen, dieses Mal besitzen sie eine eigene formelle Stellung, ja eine Pflicht, sich um das drohende Unheil zu kümmern.

Auf dieses Fundament gründen sich dann die Abenteuer - die gleich in die Vollen gehen. Da kommt es zu Begegnungen mit Zombies, Gespenstern, Dämonen und Feen, da wird gejagt, gefightet und geblutet. Der Action-Faktor ist hoch, was letztlich ein klein wenig zu Lasten der Tiefe des Plots geht. Es bleibt wenig Platz, um einmal innezuhalten, nachzudenken, was auf dem Spiel steht. Hier die Aggression der Drachen, die aus persönlichen Machtstreben den Status quo aufkündigen und ohne Rücksicht auf Verluste vorgehen, dort die Wächter, die überrascht, ja fast überrollt werden.

Insgesamt ein Roman, der die jugendlichen Leserinnen und Leser wieder an die Seiten bannen wird, der ein willkommenes Wiedersehen mit Fabelheim für uns bereithält und neugierig darauf macht, wie es weitergehen wird - denn ähnlich wie in der realen Welt, gibt das Böse, der Aggressor nicht so einfach auf.