Pascale Lacelle: Curious Tides (Buch)

Pascale Lacelle
Curious Tides
Die Gezeiten-Dilogie 1
(Curious Tides, 2023)
Übersetzung: Bea Reiter
Titelbild: Greg Stadnyk
KJB, 2024, Hardcover, 652 Seiten, 22,90 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Die Rückkehr Emorys an das renommierte Aldryn College für Mondmagie ist wahrlich nicht einfach. Im letzten Semester war noch ihre beste - und einzige - Freundin Romie an ihrer Seite, jetzt muss sie ihren Weg als angehende Heilerin alleine gehen.

Sie überlebte vor den Semesterferien als Einzige den fatalen Besuch der verbotenen Meereshöhle, in der acht Kommilitonen ertranken. Warum aber waren Romie und die anderen - allesamt die Besten ihres Jahrgangs - alleine in der Höhle, was wollten sie mit ihren Blutritual, dem sich Emory uneingeladen anschloss, erreichen? Sie weiß es nicht.

Emory ist einsam, traumatisiert - als sie, misstrauisch beäugt, ja angefeindet zum nächsten Semester zurückkehrt. Was passiert mit ihr, warum und woher kommen ihre neuen, unerklärlichen Kräfte? In Romies schüchternen Bruder, der die seltene Zeitmagie beherrscht, findet sie Hilfe und Unterstützung bei ihrer Suche nach Aufklärung.

Wie aber passt Keiran, der dasselbe Symbol - eine Spirale aus Silber, die während der Beschwörung auf ihrem Handgelenk auftauchte - wie Emory auf der Hand trägt und sie nach dem Unfall am Strand fand, ins Bild?


Unschwer kann man schon dem Setting entnehmen, dass uns eine der gegenwärtig zu angesagten Dark-Academia-Romane erwartet. Quer durch alle Verlage legen die Herausgeber entsprechende Romane im Dutzend vor, versuchen den Hype zu reiten und etwas von dem Kuchen des Erfolgs dieser Titel abzubekommen.

Lacelle macht hier dann auch Vieles richtig. Als da als Ingredienzien sind: die ausgegrenzte Protagonistin, die mit ihrer Rolle und ihren neuen Kräften hadert - voller Selbstzweifel und Vorwürfen, dass sie vielleicht für das Ableben ihrer besten Freundin und deren Clique verantwortlich ist, ist sie traumatisiert, unsicher und eine Außenseiterin. Dazu gesellt sich ein junger Mann, introvertiert, argwöhnisch beäugt, ja gemobbt, der dank seiner Fähigkeiten und Kräfte der ideale Unterstützer bei ihrer Suche nach der Wahrheit ist. Und schließlich der umwerfend aussehende, geheimnisvolle Beau, der scheinbar mehr Geheimnisse als Haare auf dem Kopf hat. Undurchsichtig, eigen, charismatisch und äußerlich anziehend - wird er der Widerpart, oder doch der Lover to Be?

Das Ganze dann vom Verlag in ein wunderbar passendes Cover nebst Rundum-Motivfarbschnitt verpackt, liest sich der Plot ein wenig dunkler, ein klein wenig anders als die vielen Konkurrenten. Lacelle hat sich einmal etwas Neues ausgedacht, präsentiert uns in diesem Auftaktband (der abschließende Teil 2 erscheint im Frühjahr 2025) ganz eigene (Mond-)Magie, ertrunkene Götter und dazu die üblichen Eleven an ihrem Internat. Erfreulicherweise hat sie den Romance-Faktor doch ehr zurückhaltend ausgeführt, sich dafür ausgiebig Zeit genommen und Figuren und Handlungsorte vorzustellen.

Das hat Potential, ist noch dazu stilistisch recht ansprechend verfasst, so dass wir das Buch befriedigt am Ende zuklappen können. Für an der Sub-Gattung Interessierte eine Empfehlung wert.