Elya Adair: Melodie der Asche (Buch)

Elya Adair
Melodie der Asche
Knaur, 2024, Paperback, 560 Seiten, 17,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Elya Adair konzentriert sich in ihrem Debüt „Melodie der Asche“ nicht auf die Erschaffung einer besonderen Welt, sondern auf die Figuren und verbindet deren Schicksale zu einem dichten, emotionalen Netz, das sie zu visualisieren sucht. Neben dem Schreiben zeichnet sie auch gerne, so dass ihre Charaktere noch mehr zum Leben erwachen.


Caliyan gilt vielleicht als der stärkste Magier seiner Zeit, aber er ist auch verbittert und einsam, seit man ihm alles genommen hat. Deshalb interessiert es ihn auch nicht wirklich, dass sein Reich langsam, aber sicher im Bürgerkrieg versinkt; stattdessen sinnt er auf Rache.

Derweil wandelt sich Laudan, Sohn einer treuen Familie des Regimes, nach und nach zu einem Rebellen. Als er auszieht, um einige Verbündete zu warnen, trifft er auf den faszinierenden Fischer Vaelen, der sich nicht an seine Vergangenheit erinnern kann.


Und genau diese Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten, werden nach und nach in ein Netz aus Intrigen gezogen, das von den verschiedenen Parteien des Bürgerkrieges geschaffen wurde.

Die Autorin nimmt sich Zeit, die Figuren in ihrem normalen Umfeld vorzustellen, sie nach und nach auszubauen, um die nötige Bindung zu schaffen, damit der Leser Anteil an ihrem Schicksal nimmt. Dabei lässt sie es sich auch nicht nehmen, die Männer ordentlich leiden zu lassen. Im Gegenzug bleibt die Welt allerdings eher blass, da sie kaum Worte über die Kulturen innerhalb des Reiches und den zugrundeliegenden Konflikt verliert, so dass die Motivation der Gegenspieler eher blass bleibt.

Magie spielt ebenfalls eine untergeordnete Rolle, sieht man von einer Sache ab, die aber auch mit dem Zusammenspiel der Figuren zu tun hat. Und hier wird aus dem Vollen geschöpft. Begehren und Zweifel geben sich die Hand: während der eine versucht, nicht allzu sehr zwischen die Fronten zu geraten, versucht der andere seine Vergangenheit wiederzufinden - was den Spannungsbogen der Geschichte vorantreibt.

Das queere Element wird unaufdringlich in die Geschichte eingebunden, als ganz normal betrachtet. Es gibt leidenschaftliche Momente, die aber nicht explizit ausgeführt werden, da die Autorin sich bewusst mehr auf die Gefühlswelt ihrer Charaktere konzentriert. Immerhin handelt es sich auch nicht um eine reine Männergeschichte, denn Frauen spielen unterstützend immerhin einige wichtige Rollen.

Alles in allem richtet sich „Melodie der Asche“ also weniger an den Fantasy-Fan, der eine interessante neue Welt erwartet, sondern mehr an die Leserinnen, die eine glaubwürdige queere Liebesgeschichte vor einem phantastischen Hintergrund zu schätzen wissen.