Sheryl Paul: An der Angst wachsen (Buch)

Sheryl Paul
An der Angst wachsen
(The Wisdom of Anxiety, 2019)
Übersetzung: Bärbel und Velten Arnold
Unimedica/Narayana, 2024, Paperback, 320 Seiten, 19,80 EUR

Rezension von Christel Scheja

Angst wird in unserer heutigen Zeit nicht mehr nur als Schwäche betrachtet, die man ja nicht gegenüber anderen zeigen sollte, sondern endlich auch ernstgenommen - nicht nur als Warnzeichen für Probleme, sondern auch als geheime Botschaften, die die Menschen dazu anregen sollen, endlich wieder mehr auf ihr Inneres zu hören. „An der Angst wachsen“ gehört zu den Büchern, die auch Laien zu erklären versucht, was hinter allem steckt und erklärt, „Wie Sorgen und Unsicherheiten zu Kraftquellen werden“ können.

 

Das Buch ist dreigeteilt. Die Autorin erklärt ausführlich, was es mit Ängsten auf sich hat, wie sie ausgelöst werden können und durchaus auch noch beeinflusst. Sie macht deutlich, dass Manches nicht einmal an uns selbst liegt, sondern auch an den Umständen und sogar an körperlichen Problemen. Im Mittelteil dreht sich alles um die Bereiche, die Ängste beeinflussen und steuern, die man aber auch kennen und verstehen sollte, wenn man daran arbeitet, Ängste zu lösen und zu verändern: Körper, Gedanken, Gefühle und auch die Seele. Und nicht zuletzt geht es auch um Beziehungen, die ein jeder Mensch hat.

Sheryl Paul ist selbst Psychiaterin und Therapeutin und kann deshalb aus vielen Erfahrungen und Erlebnissen mit Patienten schöpfen. Sie nimmt sich die Zeit, ihre Aussagen verständlich zu erklären und mit Beispielen zu belegen, so dass auch die Übungen, die sie vorschlägt, um sich bewusst zu machen, was eigentlich los ist, aus ihrem reichen Schatz an Erfahrungen kommen und wichtige Vorschläge sind, um sich selbst näherzukommen, die Ängste besser zu verstehen und nicht zuletzt auch gezielter mit ihnen umzugehen. Im Inhaltsverzeichnis sind sie zum leichteren Wiederfinden auch noch einmal separat aufgelistet.


Natürlich ersetzt das Buch nicht den Therapeuten, kann aber helfen einen ersten Schritt zu gehen und sich bewusster zu machen, was eigentlich einen so in Panik versetzt und warum. Beruhigend dabei ist, dass manchmal auch körperliche und äußere Umstände Ängste auslösen und es nicht immer nur eine Sache der Gedanken oder der Gefühle sind.

Letztendlich lernt der Leser so, besser zu unterscheiden, was die Angst ausgelöst haben könnte, und erfährt durch die Übungen, wie er herausfinden kann, was eigentlich dahintersteckt, um den inneren Widerstand zu überwinden.

Bedauerlich ist nur, dass das Thema Beziehungen nur angerissen wird und die Ängste ganz ausgeklammert werden, die teilweise sogar für das Fehlen derselben sorgen. Gerade nach der Corona-Pandemie wäre ein Blick auf Vereinsamung und Sozialphobie auch interessante gewesen, aber das Original ist leider schon davor erschienen.

Alles in allem ist „An der Angst wachsen“ ein einfühlsames Buch, das dem Laien hilft, sich selbst besser zu verstehen und mit ersten Übungen zu helfen. Einen Therapeuten ersetzt das Buch nicht, will es auch nicht - aber es kann durchaus eine Unterstützung bei der Behandlung von Ängsten werden.