Alfe Berlin: Istalog (Buch)

Alfe Berlin
Istalog
2024, Taschenbuch, 454 Seiten, 16,50 EUR

Rezension von Christel Scheja

Ist es Zufall, dass Alfe Berlin die Gestaltung des Covers seines Romans so gewählt hat, wie es altgediente Leser noch aus den frühen 80er Jahren von Heyne kennen? Wahrscheinlich nicht, denn er steht in guter Tradition mit den Büchern, die damals erschienen sind. „Istalog“ konzentriert sich auf den Zusammenstoß zweier sehr unterschiedlicher Welten und ein düsteres Geheimnis, das einen jungen Mann umgibt.


Lorth schlägt sich, schon solange er denken kann, auf einer riesigen Raumstation im Hintergrund mit Aufträgen für die lokale Mafia durch und bewegt sich dadurch immer wieder am Rande des Gesetzes. Es ist abzusehen, dass er irgendwann einmal in die Mühlen des Gesetzes gerät.

Derweil bereitet sich auf einem technikfernen Planeten eine Gruppe sich auf Psi-Kräfte verlassender Männer auf eine Mission vor, die es in sich hat. Sie wollen die Raumstation besuchen - auf der Leute wie sie nicht gerne gesehen sind, und eine bestimmte Person finden. Mit dabei auch Bese und Jar, zwei Brüder, für die es das erste Mal ins All geht.


Der Reiz, zwei unterschiedliche Lebenswelten aufeinander treffen zu lassen, ist auch heute noch da, auch wenn die meisten Autoren eher eine kriegerische Auseinandersetzung vorziehen oder aber romantische Gegensätze die Geschichte vorantreiben lassen. Alfe Berlin geht einen anderen Weg: Er bietet mit der Handlungsebene um Loth erst einmal handfeste Abenteuer eines „Straßenjungen“ auf einer Raumstation, der sich mehr schlecht als recht mit halbseidenen Arbeiten über Wasser hält und immer mit einem Fuß im Gefängnis steht. Auf der anderen Seite konzentriert er sich auf zwei Brüder, die auf einer eher technikarmen Welt aufgewachsen sind und mehr oder weniger einem Orden angehören, der mit Psi-Gaben umzugehen weiß. Sie erwartet eine spannende Reise mit vielen neuen Erfahrungen, aber auch Intrigen, denn ihr Auftrag, eine besondere Person zu finden, erweist sich bald als gefährliche Mission, hat ihr Anführer doch eigene Pläne.

Es ist natürlich von Anfang an klar, dass Lorth der Gesuchte ist, so dass die Handlungsfäden ab der Mitte auch fest miteinander verwoben werden.

Das alles klingt sehr interessant und spannend, die Ideen sind überraschend gut, aber leider verschenkt der Autor auch die eine oder andere Chance, den Leser zu fesseln. Die Handlung bewegt sich gemächlich dahin, es gibt nur wenige überraschende Wendungen und Beschreibungen oder Dialoge sorgen dafür, dass man zwar ein Bild der Umgebung bekommt, die Figuren aber nur schwer fassen kann. Gerade Bese und Jar bleiben erschreckend blass, auch wenn sie das größte Potential geboten hätten. Und auch die Auflösung besitzt nicht den Biss, den sie hätte haben können.

Alles in allem verlangt der Roman vom Leser Einiges an Geduld und das Interesse an einer sich langsam entwickelnden Geschichte. Wer schnelle Unterhaltung sucht, könnte eher gelangweilt werden. Die Ideen sind gut, werden aber leider nicht immer so gut ausgenutzt, wie sie es hätten können.

„Istalog“ steht in einer guten Tradition mit all den Romanen, die Abenteuer mit einem interessanten und spannenden Aufeinandertreffen zweier sehr unterschiedlicher Lebenswelten verbinden, bleibt aber leider etwas hinter seinen Möglichkeiten zurück, auch wenn gute Ansätze da sind.