Sarah Underwood: Lügen, die wir dem Meer singen (Buch)

Sarah Underwood
Lügen, die wir dem Meer singen
(Lies we sing to the Sea, 2024)
Übersetzung: Michaela Link
Panini, 2024, Paperback, 480 Seiten, 19,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

In den letzten Jahren scheint die griechische Mythologie wieder stark im Kommen zu sein, gerade in der romantischen Fantasy. Meistens spielen die Götter eine Rolle; dass gerade einmal Details einer Heldensage eine Rolle spielen wie in „Lügen, die wir dem Meer singen“, ist eher selten.


Um die Insel Ithaka vor dem Untergang zu bewahren, müssen als Opfer für Poseidon jeden Frühling zwölf Jungfrauen gehängt werden. Diesmal ist auch Leto dabei. Allerdings geht sie nicht in das Reich des Gottes ein, sondern findet sich verändert am Strand einer einsamen Insel wieder, die von einer anderen Frau bewohnt wird.

Melantho macht ihr klar, dass sie dazu ausersehen ist, den Fluch über ihre Heimat zu brechen, wenn sie es schafft, den letzten Prinzen der Insel vor dem nächsten Opfer zu töten. Was sie nicht ahnt, ist, dass auch Mathias von Ithaka das Gleiche tun will.


Schon der Name verrät, an welchen Mythos sich die Autorin anlehnt. Tatsächlich greift sie einen sehr späten Aspekt der Odyssee auf und spinnt darum einen Fluch, der die Insel auch Jahrhunderte später noch in seinem Bann hält. Aber anfangs muss Leto erst einmal mit Hilfe von Melantho lernen, mit den Veränderungen umzugehen und ihre neuen Kräfte kennenlernen, was auch dazu führt, dass sich mehr daraus entwickelt. In der anderen Handlungsebene begehrt der nachdenkliche Prinz Mathias gegen die Rolle auf, die ihm zugedacht ist.

Was den Hauptfiguren eigen ist, ist die Tatsache, dass alle irgendwelche Schuldgefühle mit sich herumtragen, die dafür sorgen, dass eine von den Lesern erwartete Romanze möglicherweise nicht so ganz in Gang kommt. Tatsächlich dreht sich alles ein wenig mehr um den Fluch, der alle drei Hauptfiguren miteinander verbindet - und die Versuche, ihn endlich loszuwerden. Dabei gibt es immerhin leichte Charakter-Entwicklungen, die den dreien etwas mehr Profil geben.

Anfangs entwickelt sich die Geschichte recht dramatisch, die Autorin kann den Spannungsbogen aber leider nicht ganz bis zum Ende aufrechterhalten, da Probleme recht schnell gelöst werden. Vor allem die Auflösung wirkt hastig und unausgereift.

Der Hintergrund selbst bleibt schwammig. Man merkt zwar, dass sich Underwood munter aus Versatzstücken der griechischen Antike bedient, aber nicht wirklich eine bestimmte Epoche anpeilt. Politische und gesellschaftliche Konflikte werden ausgeklammert und auch die magischen Momente sind eher rar gesät. Immerhin ist die Geschichte nach diesem Band erzählt und wird nicht noch in die Länge gezogen,

Alles in allem kann „Lügen, die wir dem Meer singen“ nur bedingt begeistern, denn nach einem starken Anfang mit guten Ideen fällt der Roman stark ab und präsentiert eine eher schwache Auflösung des Dramas. Zudem kommt keine richtige Stimmung auf, da auch das Ambiente eher aufgesetzt wirkt.