Hafsah Faizal: A Tempest of Tea - Ein Hauch von Tee und Blut (Buch)

Hafsah Faizal
A Tempest of Tea - Ein Hauch von Tee und Blut
(A Tempest of Tea, 2024)
Übersetzung: Constanze Wehnes
Knaur, 2024, Hardcover, 382 Seiten, 22,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Das Reich von White Roaring ist bekannt, wird bewundert und allseits gefürchtet. Schon vor Jahren zogen die Kolonialisten aus, andere Länder mit ihrer Anwesenheit zu beehren - und diese gnadenlos auszubeuten. Deren Bewohner, die als billige Arbeitskräfte in das Reich verschleppt wurden, werden, ob ihrer etwas dunkleren Hautfarbe, diffamiert und ausgegrenzt.

Arthie Casimir gehört zu diesen Immigranten wider Willen. Doch sie hat es geschafft: vom Straßenkind über Taschendiebin hat sie sich, zusammen mit ihrem Freund Jin, ein eigenes, florierendes Unternehmen aufgebaut. Natürlich nicht auf den Hügeln, wo die Reichen und Angesehenen residieren, nein, ihre Nachbarn sind Freudenhäuser und Lagerschuppen; dazwischen aber steht es, das „Spindrift“ - tagsüber ein Ort, an dem der mit Abstand beste Tee der Stadt, zusammen mit gar göttlichen Keksen gereicht wird, des nachts ein Ort, an dem die Vampire trinken, die Menschen ihren Lebenssaft in für beide Parteien sicherer Umgebung austauschen können.

Dann aber hat es der Widder, der de-facto-Herrscher der Stadt mit seinem Polizeiapparat der Gehörnten Garde, auf das „Spindrift“ abgesehen - zwei Wochen bleibt Arthie noch, dann wird ihr Teehaus dauerhaft geschlossen.

Da kommt es geschickt, dass ein Captain eben jener Garde an sie herantritt. Sein Anliegen: Er will den Widder stürzen. Sein Plan: aus dem Athereum, dem Zentrum der Vampire das höchst geheime Kassenbuch des Widders stehlen. Seine Verbündeten: Arthie, Jin, eine begnadete Fälscherin, ein Vampir-Beau. Ihre Gegner: alle anderen und ein Verräter in ihrem Kreis!


Schon äußerlich merkt man dem Buch an, dass sich Herausgeber und Verlag große Mühe gegeben haben, den Titel aus dem monatlich erscheinenden Allerlei hervorzuheben. Prägedruck sowohl auf dem Umschlag als auch auf dem Buchblock, dazu Karten und eine Publicity-Kampagne – die Werbetrommel wird gar munter gerührt. Zurecht? Das war die Frage, die sich mir stellte.

Nun, der Auftakt des Zweiteilers war vielversprechend. Man nehme die Handlung aus den Kino-Blockbustern der „Ocean’s Eleven“-Reihe, versetze das Ganze in eine Fantasy-Welt und füge, um die Spannung nach oben zu jagen, Vampire hinzu - fertig der Bestseller.

Nun, ganz so einfach ist es nicht, doch im Grund passt das Rezept gar wunderbar. Faiszal macht es auch wirklich geschickt: hier ihre Erzähler - Figuren, die es zwar nicht unbedingt mit dem Gesetz halten, dafür aber ihr Herz auf dem rechten Fleck haben und auch moralisch nicht unbedingt zu verwerflich agieren. Dazu mischt sie, verklausuliert, die Zeit der Kolonialmacht Britannien als „Vorbild“, eine Macht, die andere, technisch unterlegene Völker zwangsweise beglückt, unterdrückt und ausbeutet.

Das erinnert von der Anlage her ein wenig an Leigh Bardugos „Krähen“-Reihe, geht aber doch eigene Wege. Dazu gesellt sich dann ein „Rassenproblem“: hier die weißen Herrschaften, dort die farbigen Diener ohne große Rechte oder die Möglichkeit, wirklich aufzusteigen. Das Ganze dann noch mit jeder Menge Animositäten, keimender Liebe und Gefahren satt hinterfüttert - schon ist der Pageturner fertig. Ja, es gibt auch das Enemies-to-Lovers-Motiv - nur ist dies so dezent ausgeführt, dass es zunächst kaum auffällt.

Stilistisch ansprechend liest sich das Buch flüssig auf einen Rutsch durch. Wir folgen den sorgfältig ausgearbeiteten Figuren gerne ins Abenteuer, bangen mit diesen und verfolgen ihren Coup in den kurzen Kapiteln, die aus der Sicht der verschiedenen Figuren erzählt werden, bis in den äußerst fiesen Cliffhanger mit.

Im Dezember präsentiert uns Knaur dann zunächst ihre Faizals Yound-Adult-Romantasy „Sands of Arawiya“ (2 Bände); die Fortsetzung zu vorliegendem Roman ist schlicht noch nicht fertig.