Grimms Märchen 15 (Hörspiel)

Gebrüder Grimm & Marc Gruppe
Grimms Märchen 15
Der Eisenhans - Das Rätsel - Die drei Federn
Sprecher: Peter Weis, Lutz Makensy, Jonas Minthe u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2024, 1 CD, ca. 77 Minuten, ca. 10,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

So langsam bewegt sich die Sammlung der bewusst klassisch gehalten Adaptionen von „Grimms Märchen“ in den Bereich der Geschichten, die nicht mehr ganz so berühmt sind, aber auch nicht so unbekannt. Wie immer achtet Marc Gruppe darauf, die Geschichten so zu erzählen, wie ältere Hörer über fünfzig sie noch kennengelernt haben.

 

Ein wilder Mann versetzt ein Königreich in Angst und Schrecken und wird deshalb gefangengesetzt. Ausgerechnet der kleine Königssohn befreit und begleitet ihn, nur um in fernen Landen Prüfungen zu bestehen und am Ende sein Glück zu finden.
„Das Rätsel“ soll eine eigenwillige, aber kluge Königstochter dazu bringen, endlich einen Gemahl zu akzeptieren.
Und „Die drei Federn“ sollen wieder einmal dabei helfen, das Königreich dem richtigen Erben zu übergeben.


Das Bemerkenswerte an diesen Geschichten ist diesmal, dass alle Geschichten in adligen Kreisen spielen, Prinzen und Prinzessinnen die Hauptrolle spielen, die bis auf einen nicht einmal einen eigenen Namen haben und so auch keine Persönlichkeit entwickeln. Ansonsten vertreten die Märchen eine Moral, der Zuhörer nicht zum ersten Mal begegnen. Denn auch hier sind im ersten und dritten die unschuldigen, herzensguten und bescheidenen jungen Helden die Gewinner in jedem Bereich, während all die, die hochmütig und arrogant daherkommen, am Ende zurechtgestutzt werden. „Die drei Federn“ erinnert zudem an ein anderes Märchen mit ähnlicher Handlung. Erneut ist auch hier der jüngste Sohn der auserwählte Erbe, was anders als im Adel in der Bauernschaft öfters vorkam, als man denkt.

Wie immer schimmern genau die Werte durch, die zur Zeit der Entstehung und Aufzeichnung der Märchen das Maß aller Dinge waren, was man vor allem an den gesellschaftlichen Rollen merkt, die nicht durchbrochen werden.

Die Sprecher drücken dies geschickt durch die bewusste Intonierung der altertümlichen Dialoge aus, man merkt aber auch, dass sie Spaß daran haben, einmal in diese ganz klassischen Rollen zu schlüpfen. Die Musik und die Sound-Effekte tragen ebenfalls zur ganz eigenen, nostalgisch angehauchten Atmosphäre bei.

Damit ist auch die 15. Sammlung von Hörspielen zu „Grimms Märchen“ wieder einmal ein unterhaltsames Hörvergnügen für alle, die die nicht modernisierten, klassischen Versionen der Geschichten mit all ihrer konservativen Moral, einem überholten Rollenverständnis und manchmal antiquiert wirkender Werten wiederentdecken wollen.