Brandon Sanderson: Handbuch für den genügsamen Zauberer - Überleben im mittelalterlichen England (Buch)

Brandon Sanderson
Handbuch für den genügsamen Zauberer - Überleben im mittelalterlichen England
(The Frugal Wizard‘s Handbook of Surviving Medieval England, 2023)
Übersetzung: Simon Weinert
Titelbild und Innenillustrationen: Steve Argyle
Piper, 2024, Hardcover, 432 Seiten, 25,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Johnny hat sein Leben so ziemlich - ach, was sage ich, aber auch so richtig in den Sand gesetzt. Eigentlich wollte er nur, wie üblich, seinem Freund aus Kindheitstagen nacheifern - also hat er sich in der Kunsthochschule eingeschrieben… und kurz danach das Studium geschmissen. Dann flux auf die Polizei-Akademie - nach ein paar Monaten war Schluss. Und dann hat er seinem besten, seinem einzigen Freund auch noch das Mädchen ausgespannt - auch diese Beziehung hat er torpediert; seine Freundin verstarb dann auf einem Europa-Trip.

Seitdem arbeitete er zunächst als Kämpfer im Ring – wo er auf Anweisung seines Chefs, eines Unterwelt-Bosses, verlor, später als Türsteher für eben jenen Verbrecher.

Dann wollte er endlich allem entfliehen; klaute seinem Boss das Passwort, mit dem er in eine archaische Parallel-Dimension fliehen und sich dort als allmächtiger Zauberer ein eigenes Königreich aufbauen wollte.

Nun raten Sie mal, was alles schiefging? Ein Wort: alles!

Er verlor sein Gedächtnis, seine Erweiterungen waren größtenteils abgeschaltet, sein Handbuch für den Zauberer angekohlt - und seine Nemesis, sein Boss treibt sich auch hier rum.

Er versucht zu überleben, findet doch tatsächlich Verbündete und fast so etwas wie Freunde, trickst sich durch gefährliche Begegnungen mit Wikingern und stößt schlussendlich auf seinen alten Kumpel, der seinen Ex-Boss festnehmen will - die Chance, vielleicht die letzte in seinem Leben, einmal etwas richtig zu machen - oder?


Kennen Sie Mark Twains „Ein Yankee am Hofe des König Artus“? Ein Roman, in dem ein moderner Mensch in die Vergangenheit, eben an den Hof von König Artus, versetzt wird, und dort Abenteuer erlebt? Dem Vorbild folgten seitdem eine ganze Reihe Autoren, auch Brandon Sanders „Handbuch für den genügsamen Zauberer - Überleben im mittelalterlichen England“ passt in das entsprechende Schema.

Wieder legt uns der Verfasser ein Buch vor, das er vornehmlich zum eigenen Vergnügen geschrieben und außerhalb des üblichen Literaturbetriebs in den USA mittels eines Crowdfundings veröffentlicht hat. Die so erscheinenden Romane werden für die Übersetzungen auf seine deutschen Verlage aufgeteilt. Dieser Band, ein Einzelroman ohne Beziehung zu seinem sonstigen Oeuvre, deswegen als hochwertiges Hardcover mit Lesebändchen bei Piper.

Der Plot selbst liest sich durchaus flott und vergnüglich. Die zumeist scheiternden Versuche unseres Protagonisten, sich als allmächtiger Zauberer aufzuspielen, bieten dem Autor die willkommene Gelegenheit, humoristische Situationen einzubauen und seinen Ich-Erzähler als recht unfähigen Trampel zu zeichnen. Unwillkürlich überkommt uns Leser Mitleid mit dem unfähigen Tor, der aber immerhin sein Herz am rechten Fleck hat.

Allerdings bleiben die Charaktere doch recht flach, auch die Logik des Öfteren außen vor. Auch die Welt, das England der Angelsachsen, ist in seiner Ausgestaltung rudimentär.

Bald schon wird deutlich, in welche Richtung es gehen wird - ergo ist eher der Weg dorthin das Interessante, als dass uns die Queste, so man sie denn so bezeichnen möchte, sonderlich überraschen würde. Dass Sanderson dann noch Götter ins Spiel bringt, überfrachtet die Handlung fast ein wenig.

Letztendlich ist dies ein Roman, der sich unterhaltsam, ohne großen Tiefgang aber ganz lustig und abwechslungsreich liest. Nichts wirklich Bedeutendes oder Besonderes, aber gut zum Abschalten und Entspannen geeignet.