Bella Higgin: Rot wie Blut - Belle Morte 1 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 27. Februar 2024 15:49

Bella Higgin
Rot wie Blut
Belle Morte 1
(Belle Morte, 2022)
Übersetzung: Doris Attwood
cbt, 2023, Paperback, 464 Seiten, 14,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Wattpad ist ursprünglich eine Plattform, auf der vor allem Jugendliche ihre ersten Schreibversuche posten. Ganz offensichtlich haben die Betreiber der App bemerkt, dass einige Geschichten eine größere Leserschaft als gedacht haben und ermöglichen seither, diese Erfolge auch in Buchform zu veröffentlichen. Dazu gehört die „Belle Morte“-Trilogie, die nun auch cbt veröffentlicht. Erschienen ist der erste Band, „Rot wie Blut“.
Die Vampire sind aus den Schatten hervorgetreten und zu schillernden Internet- und Fernsehstars geworden, die Interessierten Einblick in ihre Welt erlauben. Besonders nahe kann man ihnen kommen, wenn man sich auf einen besonderen Deal einlässt: Wer sich bereit dazu erklärt, für eine gewisse Zeit als Spender für Blut in einem der Vampirdomizile zu leben, geht mit einem gut gefüllten Bankkonto. Doch das ist nicht der Grund, warum Irene sich auf das Spiel einlässt. Sie will herausfinden, was mit ihrer Schwester passiert ist.
Das ist der - zugegeben sehr dünne - Aufhänger der Geschichte, die letztendlich nur in dem titelgebenden Anwesen Belle Morte spielt, und die Triebfeder für die Heldin. Natürlich bietet das auch erst einmal für eine Weile Spannung, aber das Geheimnis wird schnell enthüllt, genauso wie einige andere Wahrheiten.
Auch sonst arbeitet die Autorin mit sehr vielen bekannten Versatzstücken, die Fans der Blutsauger bereits aus anderen Geschichten kennen. Da finden sich Motive aus der „Chronik der Vampire“ von Anne Rice, was vor allem die Zeichnung der Charaktere angeht, denn der männliche Charakter mag zwar Edmond Dantes heißen, wirkt aber wie eine Mischung aus Louis und Lestat. Und auch andere Figuren wecken Erinnerungen.
Das Grundgerüst hat ebenfalls starke Züge der „Bis(s)“-Romane, denn vor allem zum Ende hin ergeben sich arg vertraute Entwicklungen. Und nicht zuletzt gibt es auch durch das Blutspender-System Bezüge zu anderen Serien.
Letztendlich liest sich das Ganze so, wie es vermutlich auch gedacht war; eine junge Autorin hat die Elemente genommen, die ihr an anderen Serien gefallen haben und bietet zudem eine heiße Liebesgeschichte, die alle Erwartungen erfüllen dürfte.
Besonders innovativ ist das gerade nicht, auch kommen einige Entwicklungen viel zu schnell, Probleme, die die Romanze stören, werden zu schnell aus dem Weg geräumt und die Geheimisse sind schnell keine mehr.
Heraus kommt eine eher durchschnittliche Geschichte, die vor allem durch die aus anderen Serien bekannten Details amüsiert, aber nicht wirklich überzeugen kann, was die Spannung, die Charakter-Zeichnung und die Überraschungen angeht. Gerade wenn man schon Einiges kennt, dürfte man eher enttäuscht sein, obwohl die Geschichte flott geschrieben ist und einige nette Ideen aufweist.
„Rot wie Blut“, der erste Band von „Belle Morte“, spielt mit vertrauten und vor allem aus den letzten vierzig Jahren vertrauten Vampir-Motiven, verschenkt aber gerade viele Chancen, um etwas mehr daraus zu machen als die schon oft erzählte Romanze zwischen einem jungen Mädchen und einem Vampir, der weniger Monster als ein leidendes Wesen vor Schuldgefühle ist.