Becky Chambers: Ein Gebet für die achtsam Schreitenden - Dex & Helmling 2 (Buch)

Becky Chambers
Ein Gebet für die achtsam Schreitenden
Dex & Helmling 2
(A Prayer for the Crown-Shy, 2022)
Übersetzung: Karin Will
Titelbild: BENeŝ
Carcosa, 2024, Hardcover, 182 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Willkommen zurück in einer beeindruckenden Welt - einer menschlichen Zivilisation, wie man sie sich wünschen würde, eine Gesellschaft, die erwachsen geworden ist und vernünftig handelt.

Als die Roboter eigenes Bewusstsein entwickelten - dem sogenannten „Erwachen“ - ließen die Menschen sie in die selbstgewählte Freiheit abseits der Menschen ziehen, wandten sich ihren selbstverschuldeten Problemen zu. Man suchte und fand Lösungen für die Umweltverschmutzung, schuf neue Lebensformen und akzeptierte ein jedes Wesen, wie sie, er, es sein möchte und ist.

Dex war als Teemönch unterwegs. Sier bot bei sieren Reisen in den Ansiedlungen den Bewohnern das selbstgemischte Getränk an, mehr noch, ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte war selbstverständlich. Doch irgendwie hatte für Dex dieses Dasein seinen Reiz verloren. Als sier unterwegs zu einer Klause Helmling, dem Roboter, begegnet ist dies Schicksal. Gemeinsam reisen sie von Ansiedlung zur Ansiedlung, lernen sich, ihre jeweiligen Eigenarten, die Unterschiede der beiden Spezies wie auch ihre Gemeinsamkeiten kennen.


Im zweiten Band des Doppelromans, einer positiven Zukunftsgeschichte, setzte Verfasserin Becky Chambers andere, neue Schwerpunkte. Ja, es gibt weiter die auch in Einzelheiten wunderbar detailreichen ausgearbeiteten Visionen, wie man mit der Umwelt in Einklang leben könnte, wie die persönliche Freiheit erreicht werden kann. Mehr noch, es geht um Selbstbestimmung, die Suche nach einem, nein dem Platz in dem Dasein, ja den Zweck des Daseins selbst.

Chambers gibt hier keine einfachen Anleitungen zum Glücklichsein, hält keine pauschalen Lösungen für uns parat. Nein, und dies ist gut so, sie gibt uns Denkanstöße, zeigt auf, dass Individuen immer auch nach einem Sinn ihres Lebens suchen (sollten). Dabei inkludiert sie die Probleme mit Einsamkeit und Unsicherheit, denen die Meisten früher oder später begegnen.

Erneut passiert nicht wirklich viel; das Duo reist durch ihre Welt, lernt Menschen kennen, reift und findet Gefallen aneinander. Die Freundschaft, die sich hier nach und nach entwickelt, ist toll und einfühlsam beschrieben, der Roboter dient hier als Spiegel, der uns Menschen vorgehalten wird, um unsere Nöte, unsere Versuchungen und unsere allzu oft schnellen, pauschalen und letztlich unpassenden Lösungswege zu zeigen.

Wieder ist dies ein besonderer, ein leiser, ein einfühlsam geschriebener Roman, der ganz wichtige Themen aufgreift und dessen Lektüre uns bereichert.