Erin A. Craig: Böse Wünsche (Buch)

Erin A. Craig
Böse Wünsche
(Small Favors, 2021)
Übersetzung: Patrick Baumann
Festa, 2023, Hardcover, 634 Seiten, 26,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Ellerie lebt in einem kleinen Dorf, das abgeschieden von den größeren Ansiedlungen in einem Tal liegt. Der die Häuser umgebende dichte Wald ist verrufen, man fürchtet das dunkle Grün und entsendet nur einmal jährlich eine Expedition in die nächste Stadt, um dort das Überlebensnotwendige für den Winter zu besorgen.

Gerade hilft Ellerie ihrem Vater dabei, die Bienenstöcke zu begutachten, ob der Honig schon herausgeschleudert werden kann, da erschüttern grausame Schmerzensschreie das Dorf. Auf dem zentralen Platz liegt das Pferd des in die Stadt entsandten Dorfältesten, schwer verwundet - von den Menschen des Trupps ist keine Spur zu sehen.

Gerade in den letzten Nächten hat man im Wald merkwürdige silberne Augen gesehen und Schreie gehört, wie man sie bis dahin noch nie vernommen hat. Kann es sein, dass die Dämonen zurück sind?

Elleries Vater bricht zusammen mit Elleries Zwillingsbruder auf, das Rätsel um den verschollenen Versorgungstrupp zu lösen. Währenddessen geht die Dorfgemeinschaft kaputt. Keiner traut mehr seinem Nachbarn, alte Ressentiments leben auf, Misstrauen und Egoismus greift um sich. Scheinbar versucht nur Ellerie, das Unheil aufzuhalten - doch dazu muss sie den verwunschenen Wald betreten…


Wie schreibt der Verlag so treffend „Ein schauriges Märchen….“ - und wirklich liest sich der umfangreiche Roman zu Beginn recht märchenhaft. Nicht etwa von seinem Ton her, sondern mehr von den Motiven her finden wir so Einiges, das die Verfasserin sich bei den Gebrüdern Grimm abgeschaut hat. Allerdings hat sie nicht schlicht ein bekanntes Märchen nacherzählt, sondern aus den Motiven ihre eigene Handlung kreiert.

Mit einfließen lassen hat sie so manches Wissenswertes zu den Bienen, ihrer Aufzucht und der den Meisten sicherlich unbekannten Art, wie man aus den Waben dann den Honig herausbekommt. Dies verleiht dem Plot eine Verankerung in der Realität, zu der dann die Geschehnisse am und im Wald als schaurige Atmosphäre hinzukommen.

Natürlich geht es um die Frage, was hinter den Vorkommnissen steckt, wer dafür verantwortlich ist und wie man - Ellerie - diese vielleicht aufhalten kann. Der Wintereinbruch verhindert dann die Flucht, die Dorfbewohner sind in ihren Häusern gefangengesetzt. Die hat Folgen, die die Autorin dann auch deutlich beschreibt. Die dünne zivilisatorische Tünche ist schnell vergessen, wenn große Gefühle - zumeist der negativen Art - die Herrschaft übernehmen.

Craig baut dabei auch auf ihre Charaktere, die sie deutlich beschreibt. Insbesondere diejenigen, die negativ besetzt sind haben mich in ihren Bann gezogen. Hier verdeutlicht die Verfasserin das Motiv, das sie antreibt.

Insoweit wartet ein spannendes, abwechslungsreiches und kurzweiliges Buch auf die Leserin und den Leser mit einem Plot, der Märchen-Motive inkludiert, aber den Fokus mehr auf die Folgen der Geschehnisse für die Gemeinschaft und die Menschen legt.