Ana J. Reinhardt (Hrsg.): Verrufen (Buch)

Ana J. Reinhardt (Hrsg.)
Verrufen
ohneohren, 2023, Paperback, 150 Seiten, 12,49 EUR

Rezension von Christel Scheja

Wer glaubt nicht manchmal, dass ein Unglück oder eine Gewalttat Spuren hinterlässt, die auch noch nach Jahren oder gar Jahrhunderten spürbar sind - gerade für Menschen, die einen gewissen Sinn für das Übernatürliche haben? Von diesen Orten und Personen erzählen die Geschichten in der Sammlung „Verrufen“.


Die Grotten von Maastricht gelten als Ort, an dem man leicht verloren gehen kann, wenn man sich von den Führern oder der Gruppe trennt. Und das hinterlässt Spuren, selbst wenn man gefunden wird. Ähnlich sieht es mit Lost Places wie einem Eisenwerk aus, in dem noch immer das Grauen regiert.

Und es sind oft nicht nur Spukhäuser, die Menschen aufhorchen lassen, manchmal kann auch schon das Knarren der Dielen ein Indiz sein, dass etwas oder jemand herumspukt. Oder Orte draußen, an denen das Grauen der Vergangenheit immer noch nachhallt.


So unterschiedlich wie die Geschichten sind, so haben sie doch eines gemeinsam; die Orte, an denen sie stattfinden, sind auf irgendeine Weise verrufen, weil man ihnen nachsagt, unheimlich zu sein, oder auch entsprechende Verbrechen stattgefunden haben. Dabei beschränken sich die Settings nicht nur auf Häuser, interessant ist der Auftakt, der an einen real existieren Ort entführt, den der Autor selbst aufgesucht hat und daher das Grauen aus erster Hand schildern kann.

Lost Places, ob nun Häuser oder Fabriken, sind auch immer interessante Schauplätze, um das Grauen über Jahrzehnte nachhallen zu lassen, und manchmal greifen Autoren auch auf die Vergangenheit zurück, um die klassischen Themen der Schauer-Romantik noch einmal aufleben zu lassen.

Aufgrund der Länge der einzelnen Geschichten bleibt die Spannung allerdings oft moderat, die Autoren setzen daher mehr auf Stimmung und wenn es sich anbietet auf eine gewisse Pointe zum Ende hin.

Heraus kommt eine abwechslungsreiche Sammlung, die immer wieder neue Überraschungen bietet. Nicht alle Geschichten dürften jeden Leser überzeugen, es gibt aber genügend, um für sich Favoriten zu finden, vor allem wenn man es nicht allzu blutig haben muss.

„Verrufen“ ist eine Anthologie, die vor allem auf den Grusel setzt, den man aus der Schauer-Romantik kennt. Schleichendes Grauen, verheißen durch dunkle Andeutungen, füllen die Geschichten, die vor allem Fans gepflegter Phantastik ansprechen dürfte.