Anthony Ryan: Das Lied des Wolfes (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 18. Januar 2024 19:53

Anthony Ryan
Das Lied des Wolfes
Rabinklinge 1
(The Wolf‘s Call. A Raven‘s Blade Novel, 2019)
Übersetzung: Sara Riffel
Titelbild: Federico Musetti
Hobbit Presse, 2023 Paperback, 560 Seiten, 16,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Schon in „Rabenschatten“ entführte der britische Autor Anthony Ryan in die Welt seines Helden Vaelin Al Sorna, der damals mit Hilfe einer besonderen Macht eine große Bedrohung von seiner Heimat abwenden konnte. Nun aber geht er in „Das Lied des Wolfes“ auf eine sehr persönliche Mission. Das Ganze ist der Auftakt zur „Rabenklinge“-Trilogie, die nach dem Hardcover nun als Paperback erscheint.
Vaelin hat die Macht des Wolfes aufgegeben und die Quelle dieser Magie zerstört. Nun versucht er, das alles zu vergessen und auch die Gerüchte zu ignorieren, dass die Reiche im fernen Westen von der Stählernen Horde bedroht werden, Barbaren, die von einem Mann angeführt werden, der sich selbst für einen Gott hält. Aber als er erfährt, dass sich ausgerechnet Sherin, die große Liebe seines Lebens, in einem der Kaufmannskönigreiche aufhält, macht er sich auf, um sie zu retten - und muss doch bald auch erkennen, dass der Kampf gegen die Finsternis noch lange nicht vorbei ist, sondern nur einen neuen Anlauf nimmt.
Man merkt schon, dass der Einstieg in die neue Trilogie nicht ganz so einfach ist, da der Autor Vieles als bekannt voraussetzt und nur dann Erklärungen gibt, wenn es unbedingt nötig ist. So wird man gleich in eine Handlung geworfen, in der Vaelin mit seinen vertrauten Freunden zu seinem nächsten Abenteuer unterwegs ist.
Gleichzeitig erfährt man Einiges über seinen Gegenspieler, der sich im fernen Westen aufmacht, ein Weltreich mit Hilfe der Magie zu schaffen und anders als Vaelin bereitwillig annimmt, was ihm die finstere Macht zu geben bereit ist.
Die Geschichte setzt mehr oder weniger auf die Action, die Figuren sind immerhin so weit ausgearbeitet, dass man sie auseinanderhalten und mit ihnen fiebern kann. Etwas anders sieht es beim Hintergrund aus, der bleibt etwas schwammig; die Kultur ist an die des alten China angelehnt. Immerhin haben die Charaktere ihre Schwächen, ein paar unvorhersehbare Wendungen sorgen dafür, dass die Handlung auch über die Kämpfe hinaus spannend bleibt. Zudem wird auch erst zum Ende enthüllt, warum gerade Vaelin derjenige ist, der die „Dunkelklinge“ aufhalten soll, auch wenn das Buch natürlich mit einem Cliffhanger endet.
Alles in allem richtet sich der Autor damit an eher männliche Leser, die eine kernige Abenteuer-Geschichte zu schätzen wissen, in der immer etwas passiert und die Figuren ihre Ecken und Kanten haben dürfen. Romantik und Liebe sucht man hier vergebens, dafür findet sich aber eine Palette vieler anderer Gefühle, die den Charakteren Farbe verleihen und sie normal wirken lassen.
„Das Lied des Wolfes“, der erste Band von „Rabenklinge“, dürfte die Leser actionreicher Fantasy ansprechen, die aber auch facettenreiche Charaktere mögen. Gerade wenn man die erste Trilogie schon kennt, wird man seinen Spaß haben - als Neueinsteiger braucht man leider eine Weile, um in die Geschichte hineinzuwachsen.