Benedict Jacka: Die Jäger von London - Alex Verus 11 (Buch)

Benedict Jacka
Die Jäger von London
Alex Verus 11
(Forged, 2020)
Übersetzung: Michelle Gyo
Titelbild: Max Meinzold
Blanvalet, 2024, Taschenbuch, 380 Seiten, 12,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Einst war ich ein Ausgestoßener, einer, mit dem der Weiße Rat und seine Magier nichts zu tun haben wollten. Man machte erst einen weiten Bogen um mich, später versuchte mich der schlagende Arm des Rates gar zu ermorden. Eine Flucht über den ganzen Erdball schloss sich an; dass ich überlebte, gefiel den Häschern aber auch so gar nicht, ließ es doch Zweifel an ihrer Kompetenz aufkommen - zumal ich mich dann der Anschuldigungen als unschuldig erwies. Glück gehabt, natürlich auch Dank meiner Hellseher-Fähigkeiten.

Inzwischen habe ich meine Geliebte an einen Dschinn verloren, meine Mentorin wurde durch einen Drachen in die Zukunft versetzt und meine Freunde nach und nach aus dem Spiel genommen. Jetzt bin ich aber auch so was von richtig sauer, jetzt ist endgültig Schluss mit Lustig. Sie wollten es so, sie bekommen, was sie wollten: einen Hellseher, der das Kriegsbeil ausgräbt - und wenn ich dazu mit meinen Feinden kooperieren muss, dann sei es eben so. Jetzt ist Zeit für die Abrechnung - und wehe dem, den ich ins Visier nehme.


Elf von insgesamt zwölf Bänden um Alex Verus liegen hinter uns. Elf Romane, in denen unser Alex von einem introvertierten „Gutmenschen,“ der eigentlich nicht mehr möchte, als in Ruhe sein kleines Leben zu leben, zu einer Macht wurde, die im großen Intrigenspiel der Politiker der übernatürlichen Welt mitspielt.

Und das bleibt nicht ohne Folgen. Auswirkungen für seine Feinde, die er gleich reihenweise und ohne Gewissensbisse oder Gnade unter die Erde bringt, Veränderungen aber auch bei der Einstellung unseres Erzählers. Das ist nicht mehr der liebenswerte, ein klein wenig chaotische Filou, das ist jetzt ein Killer on the loose.

Das beinhaltet jede Menge gewalttätiger Kämpfe, große Actionszenen, die an Military-SF-Romane erinnern, lässt aber keinen Platz mehr für die zarte Ironie, die hintergründige Kritik an gesellschaftlichen Missständen der ersten Teile.

Beim Showdown mit einem seiner alten Feinde dann unterläuft Jacka etwas, das einem derartig erfahrenem Autor eigentlich nicht passieren sollte, passieren dürfte. Er pausiert seinen Kampf, um dem Antagonisten seitenlang Platz für dessen - langatmige und langweilige - Rechtfertigung zu geben. Derartig ausufernde Monologe mitten in einem Kampf, der mit dem schmerzhaften Ableben eines der beiden Kontrahenten enden muss und wird, sind schlicht unglaubwürdig, nehmen das Lesetempo aus dem Plot und stören die innere Struktur des Buches.

So bleibt die Frage, ob und wenn ja wie Alex Verus seine Integrität angesichts der Bedrohungen, die auf ihn einprasseln, behalten kann. Er hat sich seinen Gegnern immer mehr angepasst und kaum hat er triumphiert, taucht eine neue, ultimative Bedrohung am Horizont auf. Eine Fortsetzung gibt es noch, die alle offenen Fragen beantworten muss.