Christian Herzog: Aktion Phoenix (Buch)

Christian Herzog
Aktion Phoenix
Wunderlich, 2023, Hardcover, 512 Seiten, 25,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Hinter dem Pseudonym Christian Herzog steckt in Wirklichkeit Ralf H. Dorweiler, der auch schon mit anderen historischen Krimis wie „Die Mission des Goldwäschers“ auffiel und Fans gewann. Mit „Aktion Phoenix“ bietet er einen Thriller der besonderen Art, angesiedelt im Vorfeld der Olympischen Spiele 1936.


Glamourös und weltoffen soll die Reichshauptstadt Berlin daherkommen, wenn die Welt aufgrund der Olympischen Spiele auf diese und ganz Deutschland blickt. Und Hermann Schmidt vom Propagandaministerium ist einer derjenigen, die dafür sorgen sollen.

Hinter den Kulissen aber gärt es, denn der Judenhass und die Übergriffe der Nazi-Schergen gegenüber Andersdenkenden werden immer brutaler. Verborgen regt sich Widerstand, dem auch die junge Anna angehört. Man will die Eröffnungsfeier nutzen, um ein Zeichen zu setzen; allerdings ahnen die jungen Leute nicht, dass auch die Nazi-Führung ihre ganz eigenen Pläne mit dem Luftschiff „Hindenburg“ hat, das über dem Stadion kreisen soll.


Aus der Geschichte weiß man natürlich, dass die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele ohne Zwischenfälle ablief, daher lebt die Geschichte auch eher von dem, was eigentlich geplant hätte sein können - was bei der verqueren und perfiden Denkweise der Spitzen des Regimes durchaus im Bereich des Möglichen lag - und wie das verhindert wurde.

Dafür bringt der Autor erst einmal seine Personen an die richtigen Stellen, angefangen von einer Studentin, die sich ihren Unterhalt als Schreibkraft für Leni Riefenstahl verdient, aber insgeheim in einer Widerstandszelle ist. Oder Hermann Schmidt, der eine gute Stellung im Propagandaministerium hat, aber erst einmal noch kein Parteibuch, dann aber durch einen gewissen Umstand immer tiefer in die Machenschaften der Naziführung gezogen wird. Und nicht zuletzt Georg, ein junger Kellner, der die Chance seines Lebens durch einen neuen Job erhält. All sie werden zu Rädchen in dem Plan, der ein klares Ziel hat.

Zugleich erhält der Leser aber auch Einblicke in das damalige Leben, denn die hässliche Seite des Regimes ist überall spürbar, der wachsende Judenhass, die Übergriffe der aufgeheizten Hitlerjugend und die alltäglichen Schwierigkeiten, denen sich Außenseiter konfrontiert sehen, nur weil sie anders sind, als es das Regime erlaubt. Nach außen hin versucht man den Schein zu wahren und die Weltöffentlichkeit zu blenden. Dennoch lassen sich bestimmte Entwicklungen nicht verleugnen, die leider an Aktualität nichts verloren haben. Und damit ist nicht nur allein der Judenhass gemeint, sondern auch die entsprechenden Parallelen in der Gesellschaft, was den Rechtsruck betrifft.

Die Figuren sind liebevoll ausgearbeitet und sehr vielschichtig angelegt, so dass sie überaus menschlich wirken, spiegeln sie doch einen gängigen Teil der damaligen Gesellschaft wider, seien es nun die Unpolitischen, die Widerständler, die Mitläufer mit Gewissen bis hin zu denen, die sich ganz und gar der Ideologie ergeben haben.

„Aktion Phoenix“ spielt mit einer Idee, die so wirklich hätte passieren können. Auch wenn der Ausgang durch die Geschichte vorgeschrieben eigentlich klar ist, so sorgt doch gerade das „Was wäre wenn“-Gedankenspiel und die Verhinderung des Ganzen für Spannung, ergänzt durch einen atmosphärischen Einblick in das Leben verschiedener Menschen an Schlüsselorten in den Monaten vor den Olympischen Spielen 1936.