Torchwood 1: Ein anderes Leben, Peter Anghelides (Buch)

Peter Anghelides
Ein anderes Leben
Torchwood 1
(Torchwood: Another Life, 2007)
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Susanne Döpke
Cross Cult, 2011,Taschenbuch, 380 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-941248-58-8

Von Christel Scheja

Als die BBC Mitte der 2000-er Jahre das „Dr. Who“-Franchise wiederbelebte, beschlossen die Verantwortlichen auch eine Serie zu schaffen, die mehr die erwachsenen Zuschauer ansprechen sollte. Als verbindender Hauptcharakter wurde Captain Jack Harkness ausgewählt, ein schlitzohriger Zeitagent aus dem 51. Jahrhundert, der für einige Folgen ein Begleiter des Timelords war. Als Leiter von „Torchwood 3“ in Cardiff, der Außenstelle einer Organisation, die die Machenschaften Außerirdischer auf der Erde überwachen sollte und von Königin Viktoria gegründet wurde, kümmert er sich mit seinem Team auch jetzt noch darum, dass den Menschen nichts geschieht.

Seit einigen Monaten ist auch die Polizistin Gwen mit dabei. Anders als Owen Harper, Toshiko Santo und Ianto Jones, steht die Waliserin mit beiden Beinen auf dem Boden und muss immer noch davon überzeugt werden, dass nicht alles mit irdischen Mitteln erklärbar ist. Auf der anderen Seite bringen ihr Pragmatismus und ihre offene Herzlichkeit neue Impulse in die Gruppe.

Während ein Unwetter nach dem anderen die walisische Hauptstadt mit sintflutartigen Regenfällen unter Wasser setzt, werden immer wieder Obdachlose gefunden, die auf grausame Art und Weise ums Leben gebracht wurden. Jemand oder etwas hat ihnen von hinten in den Hals und die Wirbelsäule gebissen, um an das Gehirn und das Rückenmark zu kommen. Während die Polizei das alles für das Werk eines besonders perversen Serienkillers hält, hat Torchwood eine andere Theorie. Sie stellen einen Verdächtigen, können aber nur mit ansehen, wie er eine seltsame Substanz auswürgt und dann auf ein Baugerüst klettert und sich aus dem achten Stock in die Tiefe stürzt. In der Wohnung findet sich später ein krakenartiges Wesen, das sie ebenfalls töten können. Die Morde gehen allerdings weiter – und sie haben keine Ahnung durch wen. Erst als sich Owen Harper durch seine Ausflüge in das Onlinespiel „Second Life“ in etwas verstrickt, was über seine Kräfte geht, bekommen sie eine Ahnung.

Interessant an dem Roman ist, dass er im Prinzip geschrieben wurde, als die Serie noch gar nicht entstanden war, sondern erst vorbereitet wurde. So konnte sich der Autor nur auf die Besichtigung des Sets und die entsprechenden Charakterbeschreibungen verlassen und leider nicht miterleben, was die Schauspieler später letztendlich aus ihren Rollen gemacht haben. Das merkt man dem Buch auch an. Viele Aktionen und die Basis werden nur sehr vage beschriebne, die Figuren sind aus einem sehr distanzierten Blickwinkel beschrieben und bleiben wesentlich zahmer, als sie später in der Serie auftreten. Auch die Neigungen von Harkness werden mit keinem Wort angedeutet. Letztendlich ist die Chemie zwischen den Helden kaum vorhanden.

Der Fall selbst bleibt im üblichen Rahmen einer Mystery-Serie. Jeder erfüllt seine Aufgabe, um das Netz um den Feind und Mörder enger zu spinnen, letztendlich ist es aber nur eine Kombination aus Zufall und Glück, die sie auf die entscheidende Spur bringt. Und auch das Spiel mit Jack Harkness besonderer Fähigkeit, wieder von den Toten aufzuerstehen, erweist sich als nicht so überraschende Wendung wie erhofft, gerade wenn man die Serie zuerst gesehen hat. Dennoch ist der Roman flüssig geschrieben, von Action und Spannung her sehr solide.

Daher kann „Ein anderes Leben“ durchaus auch für eingefleischte „Torchwood“-Fans interessant sein, vor allem, wenn sie im Auge behalten, wann das Buch eigentlich entstanden ist.