Gigi Pandian: Geister der Vergangenheit - Die unglaublichen Fälle der Zoe Faust 2 (Buch)

Gigi Pandian
Geister der Vergangenheit
Die unglaublichen Fälle der Zoe Faust 2
(The Masquerading Magican, 2016)
Übersetzung: Michaela Link
Piper, 2023, Paperback, 384 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Sie lebt seit gut dreihundert Jahren. Die Rede ist von Zoe Faust, eine Alchemistin, die sich damals, während ihrer Lehre bei Nicolaus Flame, ganz der Arbeit mit Kräutern verschrieben hat. Dass sie die Liebe ihres Lebens nicht retten konnte, dass sie immer Schwierigkeiten mit der Transmutation von Blei zu Gold hatte, führte dazu, dass sie sich von ihren Kollegen zurückzog und Frankreich verließ. In einem Pickup nebst Trailer zog sie durch die USA, bevor sie beschloss, sich doch einmal wieder häuslich niederzulassen.

In Portland, Oregon, der Stadt, in der es selten trocken ist – sprich, es gießt zumeist wie aus Kübeln -, hat sie ein altes, heruntergekommenes und als Geisterhaus verschrienes Anwesen erworben - und dann gleich mehr oder minder erfolgreich versucht, einen Mord aufzuklären.

Zusammen mit einem höchst lebendigen Gargoyle, einem Detective und einem etwas zu neugierigen Jugendlichen hat sie schlussendlich das Rätsel aufgelöst. Nun muss sie nur noch verhindern, dass ihr Gargoyle-Freund, der gleichzeitig eine Meisterkoch ist und dem sie die Feinheiten der veganen Ernährung nähergebracht hat, weiter versteinert.

Ein Magiespruch holte ihn einst ins Leben, da ist es nachvollziehbar, dass die Lösung gegen die fortschreitende Versteinerung auch im Bereich der Alchemie zu finden sein dürfte.

Nur, dass unsere Zoe nicht wirklich weiß, wo sie suchen, wie sie vorgehen soll. Es ist ihr klar - sie braucht Anleitung. Da ist es geschickt, dass ein Alchemist, der sich als Bühnen-Zauberer ausgibt, in der Stadt gastiert. Statt aber auf Hilfe zu stoßen, muss Zoe einen weiteren Mord beobachten - und ihr Gargoyle ist involviert.


Bei der Erstveröffentlichung schien die Reihe um die Alchemisten Zoe Faust noch nicht recht durchgestartet zu sein. Nach einem Relaunch 2020 hat die ungewohnte Mischung dann mehr den Zeitgeist getroffen und an den Kassen der Buchhandlungen für Umsatz gesorgt.

Mittlerweile liegen meines Wissens sieben Romane um unsere Unsterbliche vor, Piper kredenzt uns vorliegend den zweiten Teil; ob und wie es weitergehen wird, ist noch nicht bekannt.

Pandian hat im ersten Teil ihr Figuren-Ensemble eingeführt, hat dies mit einer jeweils glaubwürdigen Historie hinterfüttert und kann nun auf diesem Fundament aufsetzen.

Dass der Rettungsversuch ihres steinernen Meisterkochs Zoe selbst an den Rand der körperlichen Erschöpfung bringt, sorgt anfänglich für die nötige Dramatik. Dann, kaum finden wir uns wieder in Portland zurecht, stößt sie auf mysteriöse Alchemisten, die weit mehr verbergen, als zunächst gedacht.

Dass derartige Nachforschungen mit einem angehenden Freund, der intelligenter Ermittler in Diensten der städtischen Sicherheitsbehörden ist, nicht ganz einfach sind, muss unsere Zoe leidvoll erfahren. Irgendwie nimmt ihr Date ihr die vorgeschobenen Ausreden nicht so recht ab. Hier trifft die recht unauffällig in den Text eingestreute Romanze auf die Suche nach Motiv und Täter - sprich, zur übersinnlichen begabten Hauptfigur gesellt sich eine Kriminalhandlung.

Der Roman liest sich dabei leicht und munter, bietet Spannung ohne viel Tiefgang. Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet, ohne dass sie dem Leser viel Einfühlungsvermögen abverlangen. Der Plot selbst bleibt über die gesamte Länge des Buches hinweg spannend und überzeugt letztlich durch unerwartete, aber in sich glaubwürdige Wendungen.

Dass unsere Alchemistin mit der Heilung ihres Freundes nicht so recht vorankommt, bietet der Verfasserin die willkommene Möglichkeit in den nächsten Teilen den Handlungsort zur Notre-Dame de Paris zu verlagern - hoffen wir, dass Piper die restlichen Teile bald veröffentlichen wird.