Yvonne Salmen: Das Herz - Herz und Hände 1 (Buch)

Yvonne Salmen
Das Herz
Herz und Hände 1
Titelbild: Silke Bachmann
2023, Paperback, 452 Seiten, 19,00 EUR

 

Rezension von Christel Scheja

Yvonne Salmen sieht sich als geborene Geschichten-Erzählerin. Seit 2010 verdient die Diplom-Restauratorin ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben, unter anderem als Online-Redakteurin und Journalistin. Bei ihren Historischen Romanen legt sie Wert auf gute Recherche, was man auch ihrem neuesten Werk „Herz und Hände“ anmerkt, dessen erster Teil „Das Herz“ gerade erschienen ist.


1860. Adrien Laurent ist eigentlich ein begnadeter Chirurg und als Arzt immer offen für neue Möglichkeiten. Allerdings zeichnet er sich auch durch einen sehr starken Eigenwillen aus, was ihn ins Gefängnis gebracht hat. Das aber macht sich das Militär zunutze und rekrutiert ihn für den Krieg in Algerien. Aber auch dort eckt der junge Mann trotz seines Bruders und eines wohlwollenden Kommandanten, die immer wieder schützend eine Hand über ihn halten, zu oft an, so dass er schon bald zwischen den Fronten steckt und in einem Lager der Feinde alles tun muss, um sich selbst nicht zu verlieren oder sein Leben.

 

Die Autorin nimmt sich einer historischen Epoche und eines Themas an, das vor allem in Deutschland nicht gerade im Mittelpunkt steht, denn die Aufstände in der französischen Kolonie im 19. Jahrhundert sind hier eher unbekannt. Zudem schildert sie das Ganze nicht nur aus einer Sicht, sondern lässt neben der Hauptfigur Adrien und dessen Bruder Eric auch immer wieder andere Charaktere zu Wort kommen.

So entspinnt sich bald ein recht facettenreiches Bild von der Lage in Nordafrika, die für beide Seiten alles andere als angenehm ist. Sowohl die Franzosen, die das Land eisern im Griff halten und mit Brutalität herrschen, als auch die Aufständischen, die ebenfalls nicht gerade zimperlich mit ihren Feinden umgehen, erhalten Raum.

Dadurch, dass Adrien Laurent ein sehr eigenwilliger Charakter ist, der seiner eigenen Agenda folgt und als Arzt genau weiß, was er will und was nicht, dass er keine Autorität respektiert, eckt er natürlich überall an und zeigt gelegentlich auch sehr unsympathische Züge. Dann wieder erstaunt er mit dem Gegenteil.

Auch das zeichnet das Buch aus, sind die wichtigeren Figuren doch alle vielschichtig angelegt und werden dadurch nicht nur facettenreich, sondern auch menschlich. Dennoch ist das Buch nichts für Zartbesaitete, denn die Gewalt und Grausamkeit werden vielleicht nicht immer explizit geschildert, aber doch nicht verschwiegen.

Alles in allem merkt man der Geschichte an, dass sie sorgfältig recherchiert ist und für keine der Seiten Partei ergreifen möchte. Im Mittelpunkt stehen Adrien und ein paar andere Figuren aus seinem Umfeld, die vermutlich auch noch im nächsten Band eine wichtige Rolle spielen werden. Immerhin bekommt der erste Band einen vorläufigen Abschluss, auch wenn natürlich ein paar Fragen offenbleiben. Aber dennoch kann man als Leser fürs Erste zufrieden sein.

„Herz und Hände“ legt einen interessanten und spannenden Auftakt hin, denn der erste Band des Zweiteilers entführt in eine eher unbekannte Epoche und wartet mit vielen interessanten, teilweise auch angenehm sperrigen Figuren auf, um den Lesern das Geschehen in Algerien in der Mitte des 19. Jahrhunderts näher zu bringen.